Braukunst live! 2013: Interview mit Frank Böer

von Jan-Peter Wulf

Braukunst live 20131 - interviews-portraits, gastronomie, nomyblog Braukunst live! 2013: Interview mit Frank Böer

Die Bierwelt, sie dreht sich: Neue Mikro-Brauereien eröffnen, alte Traditionen werden wiederbelebt – und dieser Entwicklung gibt die Braukunst live! in München eine Bühne. Nach dem Debüt 2012 steht Anfang März die zweite Ausgabe an. Wir haben mit dem Veranstalter Frank Böer über das Event und die neue Dynamik in der Branche gesprochen.

Testglas 200x300 - interviews-portraits, gastronomie, nomyblog Braukunst live! 2013: Interview mit Frank Böer

Herr Böer, sie richten seit mehreren Jahren das Spirituosen-Festival „Finest Spirits“ aus. Wie kamen Sie auf die Idee, auch ein Bier-Festival zu veranstalten?
Böer:
Mit der Finest Spirits haben wir das Schlüsselwissen erworben, wie man ein solches Event durchführt. Ich habe mich schon lange gefragt, wie ich dieses Wissen auch anderweitig nutzen kann. Im Sommer 2011 lief ich über den Viktualienmarkt zu einem Termin und sah die ganzen Bier trinkenden Menschen. Spontan fragte ich mich: Gibt es eine Genießermesse für Bier? Mir fiel keine ein. Den Termin verschob ich und fuhr heim, ich schaute im Web nach und fand in Deutschland – nichts. Nach Besuchen beim Brussels Beer Festival und beim Stockholm Beer and Whisky Festival stand dann fest: Das mache ich bei uns in München.

Die Entwicklungen im Bierbereich werden ja, nach Jahren des Stillstands, zurzeit ja immer spannender. Warum gerade jetzt?
Böer:
Für mich ist es ein Mysterium, dass das Ganze erst jetzt entsteht. Seit Jahren zahlen die Menschen gerne hohe, teils absurde Preise für Spezialitäten – denken Sie an Himalayasalz, Olivenöle aus Griechenland, Schokoladen, Tabak, Gewürze oder Käse. Die Bereitschaft, für gute Produkte Geld auszugeben, ist enorm gestiegen. Jetzt wächst auch das Interesse am Produkt Bier. Vermutlich hätte ich mir noch vor fünf Jahren mit einem Bier-Festival die Finger verbrannt, nun scheint der richtige Zeitpunkt da zu sein. Wie immer bei Innovationen gilt: Es dauert, bis sich etwas tut, dann baut sich ein Druck auf, dann nimmt das Thema schnell Fahrt auf. Die Zutaten dafür, die sind jetzt da.

Darf sich primär der, sagen wir, gereifte, männliche Connaisseur jetzt über neue Spezialitäten freuen, oder sprechen diese Biere auch andere Zielgruppen an?
Böer: Um das Klischee aus der Welt zu räumen, mal eine Zahl von der Finest Spirits 2012: 83% der Gäste waren zwischen 18 und 45 Jahren alt, und davon waren 37% weiblich. Ich denke, beim Bier ist das ähnlich. Die aktuelle Entwicklung wird von jungen Brauern getragen, die keine Lust mehr auf festgefahrene Strukturen haben, und ebenso von jüngeren Konsumenten, die viel reisen und dadurch mitbekommen, dass es anderswo sehr spannende Bier-Entwicklungen gibt.

Ist das dann auch ein Thema für junge Gastronomie?
Böer: Perspektivisch ja. Lassen wir ein, zwei Jahre ins Land ziehen: Ich denke, dann haben wir eine Situation, in der die Gäste nach etwas Besonderem im Bierbereich fragen. Spätestens dann wird auch der Gastronom seinem Brauereivertreter signalisieren: Ich brauche Spezialitäten. Und, betriebswirtschaftlich gesehen, sind diese vom Deckungsbeitrag her ja auch interessant.

Braukunst live! 2013 – was dürfen die Besucher erwarten?
Böer: Etwa doppelt so viele Aussteller wie im ersten Jahr, nämlich rund 80. Aus Bayern und ganz Deutschland, aber auch aus den Niederlanden, Tschechien, Skandinavien und, mit Rogue Ales aus Oregon, sogar aus den USA. Außerdem wird es wieder viele Master-Classes geben. Auf der Bühne haben wir zwei Schwerpunkte: Zum einen wollen wir – gerne kontrovers – diskutieren, wie sich die hiesigen Brauer im Spannungsfeld zwischen der hierzulande langen handwerklichen Tradition und der neuen Experimentierfreude, die aus den USA zu uns kommt, positionieren. Und zum anderen soll der Frage nachgegangen werden, wie sich in Deutschland ein Spezialitäten-Markt aufbauen lässt. Ich freue mich sehr darauf, weil wir damit zeigen, dass wir nicht nur ein schönes Bierfestival ausrichten, sondern auch etwas für die Markt- und Qualitätsentwicklung tun.

Für Nischenprodukte im Markt oder auch für die Großen?
Es sind ja Große dabei. Pilsner Urquell zum Beispiel, einer unserer vier Premium-Partner, braut speziell für die Messe ein unfiltriertes Pilsbier. Die brennen förmlich dafür, ihr Produkt präsentieren zu können. Es haben alle, auch die Großen, etwas davon, wenn es wie bei uns mal nicht um Werbung und Imagekampagnen geht, sondern um das Erzeugnis selbst. Ich denke, es wird noch sehr spannend.

Herr Böer, vielen Dank!

Braukunst live! 2013
8. bis 10. März 2013
MVG-Museum
Ständlerstraße 20
81549 München
www.braukunst-live.com  

Weiterlesen:

KOMMENTIEREN

* Durch die Verwendung dieses Formulars stimmen Sie der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website zu.