7 Fragen an Inés Lauber, Culinary Concepts

von Jan-Peter Wulf
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Rauminstallationen, Dinner-Events und Empfänge, Einrichtung von Pop-up-Restaurants und Bars, Workshops, Performances und Guerilla-Aktionen – Inés Lauber schafft mit „Culinary Concepts“ ein Gesamterlebnis aus Essen, Trinken und Raum, das auch das Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln schärft. Aber greifen wir gar nicht so viel vorweg und fragen wir sie einfach selbst, was sie tut. 7 Fragen. 
 
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1. Inés, was machst Du?
Eigentlich bin ich Produktdesignerin. Aber statt Holz, Kunststoff oder Metall, sind Lebensmittel das Material meiner Wahl. Wahrscheinlich bin ich auch Genussmensch, Menschen- und Naturfreund, aber auch etwas Visionärin und Umdenkerin ist mit dabei. Ich liebe es, Dinge zu erschaffen, die (mir und anderen) Spaß machen und Freude stiften, aber gleichzeitig auch sinnvoll und lehrreich sind. Meine Konzepte sind ja immer für Menschen gedacht, oft sind die Gäste auch in das Geschehen involviert. Ich entwerfe und realisiere Konzepte für und mit Kunden hauptsächlich aus der Gastronomie, Lebensmittelbranche oder Hotellerie, aus dem Theaterbereich, der Design- oder Kunstszene, gemeinsam mit Öko- und Umweltorganisationen oder Slow Food und, und, und… das Schöne an meinem Beruf ist, dass es niemals langweilig wird, da Kunden und Partner aus den unterschiedlichsten Bereichen auf mich zukommen. Essen muss schließlich jeder. Und das ist eigentlich auch schon der springende Punkt, der das ganze Thema überhaupt so interessant und reizvoll macht. 
 
2. Wie bist Du auf „Culinary Concepts“ gekommen bzw. wie ist es entstanden?
Während meines Design-Studiums bin ich mit meinen Projekten ganz ungeplant immer wieder im Küchen-Bereich gelandet. Da ich aber „Produktdesign“ studierte, und an der Hochschule bestimmte Kurse mit bestimmten Inhalt zu absolvieren waren, war es mir zunächst nicht möglich, tatsächlich zu verstehen, was man mit „Essen“ eigentlich so alles machen könnte, bzw. herauszufinden, was alles in dem Thema drin steckt. Gegen Ende des Studiums gab es dann doch den einen oder anderen etwas freieren Kurs und ich nutzte diese Gelegenheit sofort, um Lebensmittel als Arbeitsmaterial zu testen – mit Erfolg. Auch mein Praktikum während der Studienzeit bei der Eating-Designerin Marije Vogelzang in Amsterdam bestärkte mich in meinem (inzwischen immer stärker werdenden Wunsch), mich ganz und gar dem Thema Esskultur und Design zu widmen. 
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Bilder vom Workshop EAT DESIGN! Creating Edible Stories (2013)
3. Arbeitest Du bei Deinen Projekten mit klassischem Catering und Partyservice zusammen? Oder kochst Du auch selbst für die Gäste?
Wenn ich mein Team selbst zusammenstelle, dann sind meine Projekt-Partner meist nicht aus dem „klassischen“, also konventionellen Umfeld, sondern viel mehr offen und nonkonform-denkend. Klar arbeite ich mit Köchen und Profis aus der Gastro-Szene zusammen, aber eigentlich nicht mit einem kompletten Catering-Service. Der hat ja seine eigenen Abläufe und Strukturen, da ist in der Regel wenig Platz für Neues und nicht-konformes Denken. Das ist schade, aber auch der Grund, warum ich das mache, was ich mache: Esskultur und Situationen, in denen gegessen wird, neu denken. Sollte ein Kunde nun aber den Wunsch haben, dass ein bestimmter Catering-Service einen Auftrag ausführt und ich das Konzept für die Veranstaltung gestalte, so ist das auch durchaus denkbar. Bisher habe ich allerdings Caterings immer mit meinem eigenen Team bestritten. Kochen tue ich in der Regel nicht selbst, dafür habe ich einen Koch oder eine Köchin. Ich mache das Konzept und manage die Veranstaltung. 
 
4. Welche kulinarischen Trends gibt es zurzeit, was wünschen Deine Gäste sich?
Kulinarische Trends… dafür steht wohl Berlin momentan wie keine andere Stadt in Deutschland, ja fast schon Europa. Das liegt wohl auch daran, dass Berlin wie ein Schwamm alles aufsaugt und viel fruchtbaren Boden für Ideen bietet. Ganz oben auf der Liste der Trends steht wohl: gesunde Lebensmittel, die handwerklich hergestellt werden und das möglichst bio und/oder regional, am besten mit irgendeiner alten Gemüsesorte oder einem wilden Kraut. Über „gesund“ lässt sich aber bekanntlich auch streiten, bzw. was Leute darunter verstehen wollen ist sehr unterschiedlich. Für den einen ist es vegane oder rohe Ernährung für den anderen ist es der luftgetrocknete Schinken vom Bauer Fritz. Der eine schwört auf Burger mit funky Soßen (natürlich hausgemacht), während der andere seinen grünen Smoothie, frisch aus dem Hochleistungs-Mixer, zelebriert. Ihr wisst schon, was ich meine… 

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The Secret Garden – ein temporärer Cocktail-Club / Pop-up-Event, Bar und Aperitivo (2012)

5. Du verbindest Kunst, Kommunikation und Kulinarik. Was haben sich diese Welten zu sagen?
Oje, ich glaube, hier muss ich ganz schön weit ausholen. Ich versuche, es so kurz wie möglich zu fassen. Essen ist etwas Alltägliches und daher oft trivial in den Augen vieler Menschen. Für Lebensmittel wollen die meisten Menschen in Deutschland möglichst kein Geld ausgeben und kaufen einfach das, was am billigsten ist. Nun hat der ganze Billig-Hype aber auch einen Gegen-Trend entstehen lassen, der immer mehr an Bedeutung gewinnt: die Sehnsucht nach echten, wertigen Lebensmitteln, die das tun, für das sie stehen – uns am Leben erhalten. Dieses Beispiel zeigt schon, dass Essen doch eigentlich viel mehr ist als einfach nur satt werden. Essen ist Trend, Lebenseinstellung, Statussymbol, aber auch Ausdruck von Religion, Herkunft, Identität und ja, sogar Zeitalter. Essen ist also – genauso wie Kunst und Kultur – ein Spiegelbild der Gesellschaft. Nicht umsonst gibt es den Begriff der „Esskultur“. Doch welch spannende Themen sich hinter diesem Begriff verbergen, das ist den meisten Menschen leider gar nicht bewusst. Hier setzt meine Arbeit an. Auf kreative Art und Weise möchte ich alte und neue Themen miteinander verknüpfen und vor allem ein Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Nahrung schaffen. Essen und Kommunikation hingegen sind ohnehin untrennbar miteinander verbunden: Da, wo es essen gibt, sind Menschen. Da, wo Menschen sind, gibt es meist auch was zu futtern.

6. Wo lässt Du Dich inspirieren? 
Inspiration gibt es ja in der Regel nicht per Knopfdruck. Manchmal brauche ich aber auch wirklich „jetzt“, und dann natürlich auch „jetzt sofort“, eine Idee, um mit einem Projekt voran zukommen. Nun habe ich da wohl Glück, dass ich Inspiration aus fast allem schöpfen kann, was mich umgibt. Texte und Wissen inspirieren mich. Bilder, Kunst, Filme. Natur und Spaziergänge. Gespräche und Gedankenaustausch. Menschen, Tiere, Pflanzen. Geschmack und Gerüche. Erlebnisse. Erinnerungen. Es hat ja alles irgendwie doch immer, mehr oder weniger, mit Essen zu tun…

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Hinter dem weißen Vorhang: ein kulinarisches Wintermärchen in vier Akten im Zagreus Projekt (2011 bis 2012) 

7. Welches Projekt würdest Du gerne einmal realisieren?
„Projekt“ ist ein ziemlich schwammiger Ausdruck in diesem Falle… ist ja doch alles immer irgendwie ein „Projekt“. Bei manchen Menschen sind sogar die eigenen Kinder das Projekt… Aber wenn ich das auch unter „Projekt“ laufen lassen darf, dann würde ich gerne dafür sorgen, dass auf der ganzen Welt, ja, wirklich auf der ganzen Welt, ein bewussterer Umgang und eine höhere Wertschätzung  für Lebensmittel und deren Erzeuger Standard wird. Dass Essen und unsere Esskultur wieder mehr zelebriert werden. Tagtäglich. Dass wir alle ein bisschen kreativer werden im Umgang mit unserer Nahrung. Aber das ist dann wohl eher ein Wunsch als ein Projekt, oder? Nun ja, auf jeden Fall versuche ich mit jedem meiner Projekte einen kleinen Beitrag hierfür zu leisten. 
 
Inés, vielen Dank!
 
Mehr Informationen:
www.ineslauber.com
 
 
 

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