Let me entertain you: So gewinnt man Cocktailwettbewerbe, zum Beispiel die „Made in GSA Competition 2015“

von Redaktion

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In ein paar Wochen findet in Berlin ein Event zum Thema Storytelling in der Foodbranche statt. Storytelling, ein Lieblings-Buzzword von Vermarktern, ist Geschichtenerzählen. Mit Dramatik, Spannungsmomenten, lustigen Anekdoten, kritischen Momenten und meist einem guten Ende. Wir alle lieben es, von Kindheit an. Was das nun mit Lebensmitteln zusammengehen soll, wird man an diesem Abend erfahren.

In der „Genussbranche“, nennen wir sie mal so, fällt mir spontan niemand Prädestinierteres ein, gute Geschichten zu erzählen, als der Bartender. Oft habe ich schon an einem Tresen gesessen und einer schönen Story zum Drink – meines oder dem eines neben mir Sitzenden – gelauscht. Wie der Bartender das Getränk durch Zufall erfunden hat, weil er mangels gängiger Zutaten improvisieren musste. Wie Hemingway diesen Drink an einem Abend „nur“ viermal bestellt haben soll, weil er früh raus musste am nächsten Tag. Wie die Basisspirituose für den Longdrink fast mal die ganze Londoner Arbeiterschicht dahin gerafft hätte, und wie der Geschmack des Fillers deshalb so wurde, wie er wurde, weil das darin enthaltene Heilmittel sonst niemand durch den Hals gekriegt hätte. Oder so ähnlich. Natürlich hat nicht jeder Bartender immer Zeit, etwas zum Drink zu erzählen, den er gerade zubereitet. Schon gar nicht, wenn die Bude voll ist. Aber wenn er es tut, dann ist es umso netter.

Immer Zeit hat er für so eine Geschichte, wenn er gerade an einem Bartender-Wettbewerb teilnimmt und vor den Augen einer Jury mixt. Und, nach gefühlt 50 besuchten Wettbewerben, wage ich zu behaupten: Derjenige, der die schönste Geschichte erzählen kann, hat auch die besten Chancen, den Wettbewerb zu gewinnen. Vorausgesetzt, handwerklich und geschmacklich passt es auch. Aber einen Unterschied machen kann, sofern die Darbietung in die Bewertung einfliesst, nun ja: die Darbietung.

Zum Beispiel kürzlich beim Halbfinale der Belvedere Challenge in Berlin. Das Wichtigste beim Martini-Mixen (darum ging es) sei das Mixen mit Stil, sagt man. Und was kann es Stilvolleres geben, als den Gast charmant zu unterhalten? Der Pariser Bartender Gregory Hazac erzählte beim Zubereiten seines Drinks, dass James (Bond) öfter an seiner Bar sitze und ihm vorjammere, dass er, ausgerechnet er, bei den französischen Frauen so gar nicht lande. Hazac mixt ihm dann einen Martini-Twist, mit dem es bei den Madames und Mademoiselles garantiert klappt. Publikum und die Jury wurden gut unterhalten; die sonst oft so schweigsam dahin schleichende Zeit des Mixens, unterbrochen von einigen Bemerkungen, was als nächstes ins Rührglas oder den Shaker kommt und warum, wird zur „Märchenstunde“ für Erwachsene. Solche Performances fallen auf. Sofort wird es ruhig im Publikum, es wird interessiert und amüsiert zugehört. Und am Ende besonders laut geklatscht. Man muss es mal sagen dürfen: Wird man nicht unterhalten, können Mixwettbewerbe, auch bei sehr hoher Qualität der zubereiteten Drinks, mitunter recht langweilig sein.

Alexander Mayer - events Let me entertain you: So gewinnt man Cocktailwettbewerbe, zum Beispiel die „Made in GSA Competition 2015“

Kurzweilig, sehr sogar, war auch der Auftritt von Alexander Mayer bei der Made in GSA Competition 2015 vorgestern in der „Fragrances Bar“ im Berliner Hotel „The Ritz-Carlton“. Mayer mixt sonst in der Freiburger Passage46, in Berlin ist er als letzter Kandidat der zwölf Bartender dran und erzählt dem Publikum zum Abschluss des langen Tages eine kleine Geschichte. Zeitweilig in badischen Dialekt wechselnd, berichtet er davon, wie er als kleiner Bub schon mal am Birnenbrand nippen durfte, „dasch sei in Bade ebe so“. Bei seinem Onkel. Der war Hirte und schlief eines Arbeitstages im Walde ein, wachte wieder auf, alle Tiere weg. Hektische Suche nach der Herde, auf einmal entferntes Kuhglockenläuten (eine Glocke ertönt tatsächlich in der „Ferne“, Überraschungseffekt), Tiere wiedergefunden, alles gut. Darauf einen Drink, eine flüssige Hommage an den Onkel, seinen Schnaps, seine Tiere und den Wald der Heimat: „Cowbell“ mit Williams-Christ Birnenbrand, Wermut, Buttermilch (!) und Tannenduftessenz. Ein Drink mit einer schönen Story, serviert auf einer Tannenrinde.

Ob die Geschichte sich wohl so zugetragen hat? Egal, oder? Ständig und überall ist von Authentizität die Rede, von Echtheit und Unverfälschtheit. Unterhalten, Flunkern und Verführen sind aber mindestens genauso wichtig. Für die Gäste, die auch in eine Bar gehen, weil sie auf einen Drink oder zwei die Welt da draußen draußen lassen wollen, vermutlich sogar noch wichtiger.

cowbell - events Let me entertain you: So gewinnt man Cocktailwettbewerbe, zum Beispiel die „Made in GSA Competition 2015“

Cowbell
4,5 cl Schladerer Rote Williamsbirne
1,5 cl Belsazar White
1,5 cl Zuckersirup
4,5 cl Buttermilch
Tannenduft (wird vor Ort hergestellt)

Williams, Wermut, Zuckersirup und Buttermilch auf Eis kalt rühren. In einen mit Eis gefüllten Tumbler abseihen, der zuvor mit Tannenduft benetzt wurde. Vor dem Servieren den Drink noch einmal mit dem Tannenduft besprühen. Tannenduft: 5 cl Schladerer Rote Williamsbirne in ein Sprühfläschchen geben und mit fünf Tropfen ätherischen Ölen von der Tannenspitze durch Schütteln mischen.

 

 

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