7 Tipps für die Zusammenarbeit zwischen Gastronom und Blogger

von Redaktion
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Blog-Beiträge über Restaurants können wertvoll für den Betrieb sein, und als tägliche Gastgeber sind Gastronomen gewappnet fürs Aufeinandertreffen mit der Blogger-Spezies.

Blogger Relations – den Kontaktaufbau und die Kommunikation mit Bloggern – spielen nicht nur für die Industrie (meist über deren Agenturen), sondern auch für die Gastronomie eine immer wichtigere Rolle. Wie kann ich als Gastronom mit Bloggern zusammenarbeiten? Was muss ich dabei beachten? Was ist das überhaupt, 1 Blogger? 7 Tipps für die Zusammenarbeit.

Vorweg: Als Betreiber eines Blogs bekomme ich nahezu täglich Anfragen und Informationen jedweder Art von Agenturen und Unternehmen – zu neuen Produkten, zu Neueröffnungen, zu Veranstaltungen etc. pp. Die Art der Information reicht dabei von einer unpersönlichen Pressemitteilung bis zu einem persönlichen Themenvorschlag. Wobei Ersteres nicht automatisch schlecht sein muss – ist das Thema interessant, werde ich beizeiten darauf zurückkommen – und Zweiteres nicht automatisch gut, Sätze wie „ist sicher hochinteressant für dich und deine Leser“ oder gar „möchten wir deine tollen Themen mit einem kostenlosen Gastbeitrag über unser (austauschbares Me-too-Produkt) ergänzen“ lese ich gar nicht so selten.

Nicht jeder Gastronom hat eine Agentur, die für ihn Kontakt zu Bloggern aufnimmt. Braucht auch nicht jeder. Braucht eigentlich keiner – jedenfalls nicht aus Kompetenz-, sondern höchstens aus Zeitgründen. Denn: Guter Gastronom gleich guter Gastgeber gleich guter Kommunikator. Jeden Abend sitzen in Ihrem Betrieb neue Menschen, die eine gute Zeit haben wollen – gute Kommunikation, Höflichkeit, Zuvorkommenheit, Unaufdringlichkeit, die ganze Klaviatur eben, ist hierbei wesentlich. Gute Gastronomen sind optimal vorbereitet für Blogger Relations. Jetzt geht es nur noch um die Feinheiten. Im Folgenden ein paar ganz kurze Ideen.

1. Lernen Sie den Blog(ger) kennen

Es kostet Zeit und Geduld, aber es führt kein Weg drum herum: Wenn Sie mit einem Blog kooperieren möchten, wie auch immer, müssen (nein: dürfen!) Sie ihn kennen lernen. Sich mit seinen Themen beschäftigen, einfach mal ein halbes Dutzend Texte lesen und den oder die Menschen dahinter (Blogger sind Menschen) ausfindig machen, was meistens über den Menüpunkt „über uns“ ganz einfach geht oder über ein bisschen Netzrecherche. Worum geht es in dem Blog? Wie ist der „Schrieb“? Was interessiert den- oder diejenigen, die ihn verfassen? Wird überhaupt über Restaurants geschrieben? Werden Themenvorschläge von außen akzeptiert? Ist es ein Foodblog, der nur eigene Rezepte vorstellt und gar nicht außer Haus essen geht bzw. darüber bloggt? Oder ist es ein Review-Blog der alten Schule – anonym bleiben, mehrfach kommen, bevor bewertet wird, selbst zahlen, sprich gar nicht auf Kontakt aus sein? Viele Fragen und Unklarheiten erledigen sich von selbst, wenn man sich ein wenig mit dem Medium auseinandersetzt – und der Blogger merkt sofort, wenn sich jemand diese Mühe gemacht hat. Es hilft auch für Punkt 2.

2. Finden Sie die richtige Ansprache

Duzen oder Siezen? Schreiben oder anrufen? Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Massenansprachen (weil Massenabfertigungen) à la „Liebe Blogger“ allerdings sind Bullshit. Bloggen ist „people business“, aber das ist Gastronomie auch. Oder wünschen Sie vor versammelten Gästen allabendlich guten Appetit und (erst) dann darf gemeinsam losgelegt werden? Weniger ist mehr: Statt Gießkannenprinzip auf einmal sollten Sie, Ihre Zeit ist schließlich auch begrenzt, lieber nach und nach den Kontakt zu den Bloggern suchen. Ob Sie zuerst anrufen und sich vorstellen oder das lieber per Mail tun, ist Ihre Sache. Sie können das. Sie sind ja Gastgeber.

3. Machen Sie einen individuellen Termin aus

Acht Blogger auf einmal einladen, zack ein Testessen, ein Abwasch (wortwörtlich!), nächste Woche acht neue Texte. Welch schöner Gedanke. Leider nicht sinnvoll. Bloggertreffen, die von oder für Restaurants organisiert werden, meist agenturseitig, sind effektiv, weil günstiger, aber nicht effizient, weil sie selten gute Ergebnisse bringen. Wenn Blogger sich bei Treffen treffen, dann ist es ganz nett fürs Blogger-Networking untereinander, so oft sieht man sich ja in der Kohlenstoffwelt auch nicht (eine typische Situation im Kollegenplausch: „Weißt du schon, ob du was drüber schreibst?“ Antwort: Schulterzucken). Gleiches gilt im Übrigen für Eröffnungen. Was ist eine Eröffnung? Trubel, Hektik, ein Betreiber oder Koch, der logischerweise keine Zeit hat, ein verständlicher Weise noch nicht eingespieltes Team, weggeräumte Tische und Stühle, Flying-Buffet-Gedränke, es stehen überall Leute rum – alles nicht storytauglich, im Gegenteil: kontraproduktiv. Stellen Sie sich‘s vor: Da werden Bilder von den Probier-Happen gebloggt und geinstagramt und was könnte ein Leser denken? „Die haben aber kleine Portionen, und das bei dem hochpreisigen Konzept, also da geh ich nicht hin …“ Für die persönliche, individuelle Geschichte ist der persönliche, individuelle Termin unerlässlich. Nur dann besteht Zeit für Einzel- und Hintergrundgespräche, für Fotoproduktionen, ohne dass ein Bloggerkollege im Bild rumsteht und für das Allerwichtigste: Nur dann ist das Einatmen-können der authentischen Atmosphäre der Gastronomie möglich. Nur dann kann man sich auf das Essen und Trinken konzentrieren. Schön ist es besonders, wenn man dann auch mal ein paar Minuten allein gelassen wird („essen Sie erstmal in Ruhe“), auch das haben gute Gastgeber verinnerlicht.

4. Der Inhalt ist Entscheidung des Bloggers, nicht Ihre (sorry)

Loslassen müssen Sie können. Klar: Sie wollen ja am liebsten ein bestimmtes Thema veröffentlicht sehen: Dass Sie aufgemacht haben. Dass es dieses neue Angebot bei Ihnen gibt. Dass es Sie gibt. Wie schön. Aber so einfach ist es dann eben nicht. Blogs, und das macht den Unterschied aus, das sind die Menschen dahinter, die ihren Lesern (die sie zum Teil persönlich kennen) etwas Individuelles bieten wollen. Etwas Selbstähnliches, das zum Themenkanon des Blogs passt. Es geht um Authentizität, dieses so oft bemühte Wort. Ob es ein Rezept aus dem Restaurant ist, das der (Food-)Blogger in der Küche des Restaurants oder in seiner eigenen Küche nachkocht, ein bildreicher Beitrag über das Interiour Design, ein Gespräch mit dem Koch oder ein „sneak preview“ des neuen Menüs, was auch immer – das entscheidet der Blogger. Sie können Themen vorschlagen (gerne sogar), doch Sie sollten auf die Themenideen und -wünsche des Bloggers eingehen. Vielleicht findet sich auch gemeinsam eines? Es kann auch sein, dass Sie eine Absage aus Inhalts- oder Zeitgründen bekommen. Das müssen Sie akzeptieren. Gute Beiträge machen richtig viel Arbeit und brauchen richtig viel Zeit, und auch bei Bloggern ist diese nicht unendlich vorhanden.

5. Bereiten Sie eine Pressemeldung und Bildmaterial vor

Wie jetzt? Da schreibt der Wulf die ganze Zeit, es soll so bitte individuell wie möglich sein und dann das? Ja. Es gibt Blogger, die können und wollen alles selbst machen – interviewen, probieren, schreiben, fotografieren. Ich kenne aber keinen, der nicht dankbar wäre, auf Zusatzmaterial zurückgreifen zu können – wenn das eigene Bild vom „signature drink“ dann doch nicht so schön geworden ist, weil der Bartresen von nur einer 10-Watt-Glühbirne illuminiert wird und Blitzlicht immer scheiße aussieht, weil man sich die Anzahl der Sitzplätze nicht aufgeschrieben hat oder der Vorname des zweiten Betreibers im Gespräch nicht fiel. Oder erst nach Drink vier. Ein professionelles Restaurant braucht sowieso eine gute Basis-Pressemeldung und gutes Bildmaterial (für die fauleren Kollegen von der „echten“ Presse), diese können Sie es ruhigen Gewissens auch dem Blogger zukommen lassen, per Dropbox, Wetransfer und Co. oder per USB-Stick. Schlimmstenfalls wird es einfach nicht benutzt.

6. Kein Nachhaken, kein Drüberlesen!

Nachhaken: Das klingt schon so, als würde ein Berliner Eisbär in dem bereits am Boden liegenden Gegenspieler noch mit seinem Schläger rumstochern. Oder der Zahnarzt mit diesem perfiden spitzen Pickel in die hinteren Backenzähne … Sie wissen, was ich meine. Also: Hat der Besuch stattgefunden, können Sie sich als Gastronom gerne im Nachgang für den Besuch bedanken, können Sie gerne kundtun, dass Sie bei Rückfragen oder, falls noch was gebraucht wird, gerne zur Verfügung stehen. Aber: Nachhaken à la „Ich wollte mal hören, wann denn der Text erscheint“ ist ein No-go (das leider viele Agenturen unkultivieren, weil sie ein Clipping machen müssen, was aber nicht die Sorge des Bloggers ist). Natürlich wünschen Sie sich als Gastronom, wenn Sie sich Zeit nehmen und Aufwand entsteht, dass auch etwas veröffentlicht wird. Aber wann, das ist Sache des Blogs und Nachhaken erzeugt eine Spannung im Nachhinein, die es nicht braucht. Ein Blogger, der sich ebenfalls die Zeit nimmt für ein Thema mit Ihnen, der wird schon zusehen, es zu veröffentlichen. Welchen Wert hätte es sonst für ihn? Es mag Fälle geben, in denen das auf-Kosten-des-Hauses-essen ohne redaktionelle Gegenleistung geschieht. Es gibt auch Gäste, die sich kein Getränk oder Leitungswasser für alle bestellen. Was sollte man dagegen tun? Sich nicht weiter damit beschäftigen. Wer die Punkte 1 und 2 beherzigt, kann Unannehmlichkeiten womöglich von vorne herein ausschließen: Gute Blogger sind konstruktive Gesprächspartner.

Was den Inhalt selbst betrifft: Hoheitsgebiet des Bloggers. Es ist eine Unsitte, anzufragen, ob man den Text vorher „bitte noch mal gegenlesen“ kann. Ausnahme: Interviews. Persönliche Statements in Portraits darf man sich gerne autorisieren lassen, wenn man es unbedingt will. Ansonsten: Finger weg. Als Blogger/Gast fragt man ja auch nicht: „Darf ich den Drink bitte vorher noch einmal sehen, bevor Sie ihn mir servieren?“ (Vielleicht sollte man das mal tun). Inhaltliche Fehler können passieren und können – Online ist so ein Segen – korrigiert werden. Kritik aber liegt im Ermessen des Schreibenden. Ich muss sagen: Viele Blogger sind fairer und konstruktiver als klassische Gastro-Journalisten. Die schreiben mitunter zackiger, wortgewandter, weil sie halt einen Text verkaufen müssen, sind aber nicht immer inhaltlich besser.

7. Blogger Relations enden nicht mit dem erschienenen Text

Aus manchem Anruf und mancher Mail, dem persönlichen Termin und einer daraus entstandenen, besonderen Geschichte sind – da kann ich nur für mich sprechen – fast freundschaftliche Bekanntschaften geworden, in fast allen Fällen bleibt eine Verbundenheit. Ich freue mich, wenn man sich wieder sieht (und hoffe, dem Gegenüber geht es auch so) oder zu Gast im Restaurant dieses Menschen bin und ein paar persönliche Worte mit ihm wechseln kann. Man plaudert, was in der Stadt gerade so los ist, gibt sich Tipps und Ratschläge oder redet auch mal über was ganz anderes. Und vielleicht tun sich auch neue Themen auf, über die es etwas zu schreiben gibt.

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