Buchrezension: Leider Zahnstocher aus zweiter Hand

von Redaktion
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Der ist doch noch gut, der Zahnstocher!

Ein Buch, das nur eines tut: Markige Sätze aus weltweiten Restaurantkritiken auflisten. Lohnt sich der Kauf?

Bis vor einiger Zeit hätte ich noch behauptet, dass Bewertungsportale eine hohe Relevanz für die Gastronomie haben – Feedback, Information, Werbekanal, Darstellungsmöglichkeit und so weiter. Web 2.0. Doch die Welt hat sich weitergedreht, und Blogs sind die neuen Bewertungsportale: Wer gute, heißt fundierte Restaurantkritiken lesen will, ist hier deutlich besser aufgehoben.

Freilich: In Blogs werden quantitativ weniger Restaurants besprochen, aber die Qualität ist eine andere. Hinzu kommt: Das noch ganz ordentliche Portal Qype ist Geschichte, und dass sich der Käufer Yelp mit seinem „Review-Filter“ keine allzu großen Freunde in der Gastronomie gemacht hat, ist verständlich, wenn gute Bewertungen auf einmal nicht mehr auftauchen oder nicht in die Gesamtwertung einfließen. Man sieht hier aber auch: Externe Portale sind nicht dein Besitz, lieber Gastronom. Der Inhalt gehört nicht dir, auch wenn du einen Account hast (das gilt auch für Facebookseiten, die nur zu gerne statt einer eigenen Webseite genutzt werden – großer Fehler). Kritik sollten bei dir selbst landen, schaffe Möglichkeiten, dass sie das auch tun und nicht über den Umweg von Bewertungsportalen.

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Teilweise echt lustig: Übersetzungen aus Google bleiben unredigiert

Kritik. Sonst nichts.

Nun ja. Eigentlich will ich ja ein Buch vorstellen. Es heißt „Leider Zahnstocher aus zweiter Hand“, und das ist kein neuer Roman von Hape Kerkeling, sondern eins Sammlung von knackigen, lustigen, irrwitzigen, absurden, bösen und sonstwie mehr oder minder lesenswerten Sätzen aus Restaurantkritiken. Es sind wirklich nur Sätze, nicht interpretiert, nicht kommentiert. Wenigstens noch kategorisiert in Kapitel, die Namen wie „Im Geschmacksnirvana“ oder „Fremdwort Gastfreundschaft“ tragen. Insofern ist der Begriff „Buch“ gar nicht so passend, wenn man damit ein Lesestück assoziiert. Es ist eher ein Nachschlagewerk. Ein Werk, in dem man nachschlagen kann, ohne informativen, mehr mit unterhaltsamem Effekt.

Besonders unterhaltsam ist, dass Autor Tomas Überall (wer auch immer hinter diesem Pseudonym steckt) auch in ausländischen Portalen nach Bewertungen Ausschau gehalten und sie via Google-Übersetzung ins Deutsche übersetzt hat, ohne sie weiter zu redigieren. „Nach dem Essen der schrecklichsten Erfahrung dein Mund ist keine Jungfrau mehr!“, so blumig klingt dann eine italienische Kritik.

tomas überall - medien-tools Buchrezension: Leider Zahnstocher aus zweiter Hand

Ist das nun eine Empfehlung wert? Wer aus der Branche kommt und was zum Schmunzeln sucht, wird hier fündig. Mit acht Euro kostet das Ganze auch nicht die Welt. Kann man machen.

Leider Zahnstocher aus zweiter Hand: Restaurants, die niemand brauchtir?t=nomyblog 21&l=as2&o=3&a=3455378110 - medien-tools Buchrezension: Leider Zahnstocher aus zweiter Hand
208 Seiten, 7,99 Euro
erschienen im Atlantik Verlag

Foto: Zahnstocher auf Teller via Shutterstock

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