Desinfektion statt Drink: Hand Desi aus der Kyrö Distillery

von Jan-Peter Wulf
hand desi 690x460 - spirituosen Desinfektion statt Drink: Hand Desi aus der Kyrö Distillery

Foto: Kyrö Distillery

Zahlreiche Spirituosenhersteller haben im Zuge der Corona-Krise ihre Produktion auf Hygienemittel umgestellt – weil diese dringend gebraucht werden und weil sie den Betrieben dringend gebrauchte Umsätze bringen. Wie geht das eigentlich? Das haben wir uns von den Leuten der Kyrö Distillery erklären lassen.

Neben diversen anderen Spirituosenherstellern – De Kuyper aus den Niederlanden, Farthofer aus Österreich oder die Deutsche Spirituosen Manufaktur aus Berlin sind nur drei von vielen – haben auch die Leute der finnischen Kyrö Distillery, die für ihre Gins bekannt sind, auf die Herstellung von Hand-Desinfektionsmitteln (teil)umgestellt.

Aufgrund der Pandemie und der daraus resultierenden Schließung von Bars weltweit hatte man Mitte März in der Brennerei im westfinnischen Isokyrö das Team auf Teilzeitarbeit herabsetzen müssen; damit niemand seinen Job verliert, entschloss man sich, Handdesinfektionsmittel zu produzieren. Dazu werden Ethanol, mechanisch gereinigtes Wasser und Glycerin vermengt; weil man sich für ein Produkt in Gelform entschieden hat, wird Hypromellose als Gelbildner hinzugefügt. „Das Ganze wird vermischt, bis es geschmeidig ist, und dann in Flaschen abgefüllt“, erklärt Mikko Koskinen, Gründer und Marketingleiter. Eine alte Saucen-Mischmaschine dient  zur Abfüllung.

Was eigentlich recht simpel klingt, muss unter besonderen Auflagen vonstatten gehen. „Der Produktionsraum muss vor Funken jeglicher Art geschützt werden, da wir wirklich starkes Ethanol verwenden“, so Koskinen. Auch muss ein Gefahrenhinweis für Blinde auf dem Produkt aufgebracht sein. Am schwierigsten sei es jedoch gewesen, qualitativ hochwertige Zutaten zu finden: „Die ganze Welt verwendet mehr Handdesinfektionsmittel als jemals zuvor in der Geschichte der Menschheit. Dadurch entstehen natürlich Engpässe.“

kiosk - spirituosen Desinfektion statt Drink: Hand Desi aus der Kyrö Distillery

Popup-Kiosk: Mit dem Verkauf der Hand-Desinfektion wird ein lokales Restaurant unterstützt

Aktuell kann die Wochenproduktion des „Hand Desi“ fünf bis sieben Millionen Hände desinfizieren. Gingen die Flaschen anfangs direkt an örtliche Krankenhäuser, ist man mittlerweile auch zum Verkauf an Endverbraucher*innen übergegangen. Im Webshop, aber auch in einem Pop-up-Kiosk in Kooperation mit dem Restaurant Tenho in Helsinki. Mit dem Verkaufserlös – zeitweilig herrschte ein wahrer Run auf das „Käsidesi“, wie es putzigerweise im Finnischen heißt – kann auch dem durch Umsatzeinbußen bedrohten Restaurant geholfen werden. Die Lage für die Gastronomie in Finnland sei nicht minder dramatisch als in Deutschland, berichtet Koskinen: „Die Hilfe der Regierung reicht nicht aus.“ Nur wenige Restaurants können mit Abholung oder Lieferung einigermaßen erfolgreich wirtschaften. Immerhin: Wolt, einer der lokalen Lieferservices, hat seinen Restaurants die Provision erlassen und erstattet sogar einen Euro pro Lieferung an die Betriebe zurück.

Jetzt hilft Kyrö mit seinem „Hand Desi“ auch Berlin und seinen Bars: Ab Mitte Mai stellt die Marke jede Woche eine Location in seinen Social-Media-Kanälen vor und ein Anteil des Erlöses aus dem Verkauf des Hand-Desinfektionsmittels geht an diese Bar. Man bedenke: Auch wenn gerade etwas Aufbruchsstimmung in der Gastronomiebranche herrschen mag, Bars bleiben im Gegensatz zu Restaurants erst einmal weiter geschlossen. Da helfen nur Spenden, Drinks für zu Hause ordern – oder eben Hände desinfizieren mit einem Produkt, das Bars unterstützt. 

Hier geht es zur Bestellmöglichkeit

Weiterlesen:

KOMMENTIEREN

* Durch die Verwendung dieses Formulars stimmen Sie der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website zu.