Ein Besuch auf dem Landgut Schönwalde bei Berlin

von Redaktion
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Das Landgut Schönwalde. Foto: Nils Hasenau

Der schönste Ort in Bochum befindet sich im ländlichen Stadtteil Stiepel: Wenn man an der Dorfkirche steht und an den alten Steinmauern entlang zu den Feldstraßen des Ruhrtals schlendert, macht die Seele mitten im Ballungsraum Urlaub auf dem Lande.

„Genau da bin ich zur Grundschule gegangen, direkt oberhalb der Dorfkirche“, erzählt Inge Schwenger, bei der wir heute Abend zu Gast sind. Nicht in Stiepel allerdings, sondern in Schönwalde vor den Toren Berlins – hier lebt sie heute und ländlich-idyllisch ist es hier nicht minder.

Wir befinden uns auf dem Gelände eines im 15. Jahrhundert erbauten Ritterguts, das bis vor Kurzem als Schlossgut bezeichnet wurde. Jetzt heißt es „Landgut Schönwalde“ und das passt auch besser, denn ein Schloss gibt es hier gar nicht, gab es auch nie, wohl aber ein großes Herrenhaus. Es hat schon bessere Tage gesehen. Zu DDR-Zeiten kümmerte sich niemand um diesen Schatz; jetzt wird aus dem abgängigen Haus peu à peu wieder eine Adresse: Ein Gebäudeteil wird als Eventlocation genutzt, und 2012 wurde direkt an den Pferdestall ein modernes Gästehaus mit vier Apartments gebaut. Jedes ist anders gestaltet, inspiriert von Reisen Schwengers und ihres Lebensgefährten – Indien, Mexiko, Afrika und im „Penthouse“ New York – und mit unterschiedlichen Annehmlichkeiten wie Poolwanne, Himmelbett oder Pantry ausgestattet.

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Viele internationale Gäste, speziell über Airbnb, empfange man, sagt Inge Schwenger. Familien kommen gern (es gibt so viel zu erleben hier, u.a. eine Heu-Hüpfburg!), Hochzeitspaare oder Messegäste mit Lust auf ein erholsames Nicht-Stadthotel. Und Polospieler. Schwenger ist nämlich Präsidentin des Berliner Polo-Clubs, und alles fing hier mit diesem exotischen Sport an, den in Deutschland gerade mal 400 Personen aktiv betreiben. Es wurde gleich angrenzend ans Gut ein Poloplatz gebaut, auf dem sechs Fußballfelder Raum fänden, und 20 Poloponys (ein putziges Wort, oder?) leben auf dem Gelände, hinzu kommen edle Reitpferde – als wir zu Besuch sind, ist gerade Abendbrotzeit im Stall und entsprechend gut was los.

Landgut Schönwalde: Lokale Landhausküche mit globalen Ausflügen

Landgut, Polo, Pferde: Wer jetzt denkt, es handle sich um einen versnobten Ort, der irrt. Angenehm geerdet ist die Atmosphäre, und auch, wenn es etwas seltsam klingen mag: Man merkt, dass die Gastgeberin aus dem Ruhrpott kommt, sie hat diese geradlinige, offene und freundliche Art, die das Wesen der Menschen dort ausmacht. Selbiges trifft auch auf die Küche des 24-Platz-Restaurants im Erdgeschoss des Gästehauses zu. „Ich komme aus einer Familie, immer gut gekocht wurden. Mit dem, was da war“, erklärt Schwenger, und das beherzigt sie hier auch – es gibt keine Jakobsmuscheln, kein Schischi, sondern das, was hier an Ort und Stelle wächst und gedeiht. Der Dorfgockel, zweifach serviert mit Gemüsebrühe und Rieslingsud mit Schluppengemüse, gockelte Tage zuvor noch beim Nachbarn über den Hof. Von dort kommen auch die Eier, und das Kaninchen, das wir als Vorspeise geräuchert und gebeizt serviert bekommen, hoppelte vorher bei einem anderen Nachbarn herum. Das „märkische Grünzeug“ baut man hinter den Ställen selbst an. Den Dünger für rasantes Pflanzenwachstum liefern die Vierbeiner. Einige kulinarische Ausflüge in die Welt – Spinat aus Neuseeland, „Lafina Natural Beef“ aus Uruguay – gönnt Küchenchefin Isabel Remuß diesem sehr lokalen Küchenprinzip.

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Eingelegte Gurken, Rote Bete, Kräuter aus dem Garten – gut kochen mit dem, was da ist, ist das Prinzip

Das Restaurant des „Landgut Schönwalde“ ist nur am Wochenende geöffnet, Übernachtungsgäste bekommen aber nach Absprache auch unter der Woche ein Abendessen. Mit Preisen ab rund 80 Euro für ein Doppelzimmer (das „Penthouse“ im New-York-Stil kostet 160 Euro und wird ab drei Übernachtungen günstiger) ist man wahrlich nicht auf betuchte Reitsport-Elite ausgelegt, sondern für viele Zielgruppen attraktiv. Und selbst wenn man – wie in unserem Fall – nicht übernachtet, lohnt sich die Anreise, die nicht nur mit eigenem Fahrzeug, sondern mit etwas Planung sogar per Bus ab Spandau ganz gut funktioniert, für ein paar erholsame Stunden fernab des Berliner Betondschungels. Bochum hat Stiepel und Berlin (spätestens) ab jetzt Schönwalde.

www.daslandgut.de

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