Getränke fotografieren? Fang das Licht!

7 Learnings vom DBU-Workshop „How to Fotografie“ mit Sarah Swantje Fischer

von Redaktion
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Foto: Redaktion

Drinks mixen: kein Problem für Barprofis. Drinks fotografieren: schon etwas schwieriger. Wie klappt das mit guten Drink-Bildern an der Bar, für Webseite, Social Media, Getränkekarte, PR etc.? Dazu gab es Ende April einen spannenden Workshop der Deutschen Barkeeper Union (DBU) mit Sarah Swantje Fischer. 

Sarah ist praktischerweise beides: Fotografin und Bartenderin. Sie macht Fotos u.a. für das Fachmagazin Mixology, hier einige ihrer Arbeiten, und sie arbeitet hinter dem Tresen der renommierten Bar „Velvet“ in Berlin-Neukölln. Genau dorthin waren Bartenderinnen und Bartender von der DBU in Person ihres neuen „Head of Education & Community“ Christian Gentemann auch eingeladen worden, um in zwei Stunden einen kleinen Crashkurs in Sachen Drink-Fotografie zu erhalten. Wir waren auch dabei und haben für uns diese 7 zentralen Learnings mitgenommen:

1. Kenne deine Kamera

Blende, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit kann man das Gerät zwar auch automatisch einstellen lassen, aber das verspricht eben nicht immer die gewünschte Qualität und auch nicht den gewünschten Effekt. Besser ist es, die Parameter manuell einzustellen. Was natürlich etwas Übung braucht.

„Eine Blende funktioniert wie Pupille, sie geht bei mehr Licht zusammen, bei weniger Licht auseinander“, so Fischer. Bei tendenziell weniger Licht, wie oft in der Bar also, braucht man etwas mehr Öffnung. Es hat aber auch Auswirkung auf die Bildgestaltung: Eine offene Blende macht das Objekt vorne scharf und den Hintergrund eher unscharf, für Tiefenschärfe wählt man dann eher eine kleine Blende.

Längere Belichtungszeit macht weniger abhängig vom vorhandenen Licht – und weil Getränke ja eher unbewegliche Objekte sind, ist auch eine relativ lange Belichtungszeit möglich, ggf. Verwendung eines Stativs.

Bei der Lichtempfindlichkeit wird je Lichtverhältnis eine geringe ISO-Zahl gewählt (z.B. 100 bei viel Licht), je weniger Licht vorhanden, desto höher. Je höher, desto größer aber auch das digitale Rauschen mit entsprechendem Qualitätsverlust.

2. Nimm kalte Gläser

Sarah bevorzugt kaltes Glas mit dem entsprechenden Michglas-Effekt: So entstehen weniger bis keine Spiegelungen, das Objekt ist trotz trübem Glas klarer und fokussierter. Natürlich spielt hier der Faktor Zeit eine Rolle, das Glas wird warm, auch das Eis schmilzt und der Schaum zerfällt. Ihr Tipp: Genügend kalte Gläser einkühlen und die Kamera mit einem Dummy-Drink, z.B. einem Tee, einrichten.

3. Fang das Licht

Die Bartenderin und Fotografin ist, das wurde beim Workshop deutlich, eher eine Freundin des vorhandenen, von draußen herein scheinenden Lichts. Zu Lightboxen etc. rät sie nur dann, wenn es gar nicht anders geht und gibt auch den Kostenfaktor zu bedenken. „Was gibt es für natürliche Lichtquellen? Wo fällt es tagsüber in der Bar hin?“ 

Diese Fragen sollte man sich stellen und entsprechende Orte merken/nutzen. Auch, weil Kunstlicht ein weniger breites Farbspektrum hat.  „Wir arbeiten mit Glas und meist transparenten Flüssigkeiten. Natürliches Licht von außen hinein zu bringen, macht das Bild visuell interessant, das funktioniert mit einem Blitz nicht. In jedem noch so dunklen Laden findet man etwas, wo noch gutes Licht ist!“ Am Fenster ist das Licht besonders attraktiv, weil es neutral ist, diffus, indirekt und weiche, modellierende Schatten wirft. 

4. Hintergrund: harmonische Proportionen finden 

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Zu fotografieren bedeutet, vom Dreidimensionalen ins Zweidimensionale zu gehen – und das ist besonders für den Hintergrund relevant. Eine Tischkante, ein Lichtstreifen, Flächen oder auch durch Unterbelichtung ein komplett dunkler Hintergrund schaffen schöne Kontraste zum Motiv. Es geht darum, harmonische Proportionen zu finden, ruhige vorhandene Flächen, eine aufgeräumte Umgebung. Zudem nutzt Sarah Quadrate und Rechtecke mit verschiedenen farbigen Flächen (s. Foto), die als Hintergrund fungieren.

5. Komposition: Goldenen Schnitt kennen & verstehen 

Damit der Blick da landet, wo man ihn haben will, sollte man sich mit den Prinzipien des goldenen Schnitts vertraut machen. Hier zum Beispiel. Wenn man die Bildfläche grob in Drittel einteilt und den Eyecatcher auf einen der Punkte legt, die dadurch entstehen, dann ist das Auge befriedigter und die Bildkomposition stimmiger. Natürlich sind bei Drinks aber oft auch zentrale Fotos, Getränk in der Mitte, gefragt – das kommt auf die Art der Nutzung an.

6. Software: Adobe Lightroom

Für die Fotografin ist Adobe Lightroom relativ alternativlos. Wer trotzdem erstmal mit einer kostenlosen Variante arbeiten will, hier werden einige vorgestellt.

7. Und wenn man doch mit dem Smartphone unterwegs ist …

… abends, womöglich noch als Gast auf der anderen Tresenseite, und das Bild gut werden soll, können LED-Stäbe oder Ringlichter Abhilfe schaffen. Oder, den Tipp haben wir mal von einem anderen Fotografen bekommen, man verwendet die Taschenlampe eines anderen Smartphones zur Ausleuchtung. So lange es die Bartender*innen und die anderen Gäste mitmachen.

Mehr zu den Education-Angeboten der DBU e.V. hier.

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