Mittagessen #6: My Smart Break, Berlin

von Redaktion
my smart break - gastronomie Mittagessen #6: My Smart Break, Berlin

Die Speisen im „My Smart Break“ lassen sich völlig frei kombinieren

Lange nicht mehr in nomyblog-Mission mittagessen gewesen. Jetzt aber: Zu Gast im „My Smart Break“ in Berlin-Mitte.

Das „Luigi Zuckermann“ ist Geschichte, der Betreiber hat sich mit beiden Läden aus der Gastronomie zurückgezogen. Am ersten Standort eröffnete kurz darauf ein Konzept namens „My Smart Break“, dem ich im Vorbeilaufen nicht viel Beachtung geschenkt habe. Wirkte unauffällig. Ich habe am kleinen Stand, den „My Smart Break“ im Flughafen Berlin-Tegel betreibt (mittlerweile sind es zwei), etwas zu essen gekauft, ohne der Gastro-Marke Beachtung zu schenken. Unauffällig eben.

Jetzt sitze ich mit dem Geschäftsführer Amir Yazkan am Tisch und bekomme, ich bin zugegebenermaßen ziemlich unvorbereitet, die gesamte Story des Konzepts aufgetischt, dazu einen frisch-knackigen „Persian Salad“ mit Roastbeef, Bulgur mit Cranberries und wilden Zwiebeln, später einen Carrot Cake und Brownies. Alle Speisen auf erfreulich hohem Niveau. Die Rezepturen bestimmt Amirs Bruder und Co-Geschäftsführer Eran Yazkan, auch für das zweite Konzept, das die beiden in Berlin an den Start gebracht haben: das „Hummus & Friends“ gleich neben der Neuen Synagoge (mein Review für die FIZZZ hier).

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Am Tresen des „My Smart Break“

Die Geschichte in Kürze: in den 1990ern eröffneten die beiden ihr erstes Restaurant in Jerusalem, „My Smart Break“ wurde zum Erfolgs-Frischekonzept, das in Shopping-Malls in ganz Israel ausgerollt wurde. „Wir hatten 130 Spots in Israel“, erklärt Amir Yazkan, ein drahtiger Typ mit langen Haaren. Auch in Zypern eröffnete man Outlets. Und warum jetzt in Berlin?

„Wir bekamen die Zusage. Und dann …“

Im Jerusalemer Flughafen Ben Gurion betrieb man einen Standort, kannte man sich daher mit Hochfrequenzlagen gut aus. „Man kann sehr genau kalkulieren, wie viele Gäste kommen, wie viele Produkte man braucht. Du weißt nach einem Monat, welcher Anteil der Fluggäste zu dir kommt, und mit den Fluglisten der Airlines weißt du, wie viele Leute insgesamt an die vorbeikommen“, so Yazkan. Bei einem Berlin-Besuch 2006 erfuhr er von den Plänen für den Flughafen Berlin-Brandenburg., führte erste Gespräche. 2009 kam der Anruf der Flughafen-Gesellschaft, Gastro-Abteilung, ob man sich bewerben wolle. Man handelte fix. „580 Bewerber waren in der ersten Runde. 83 davon kamen in die zweite, auch wir. Am Ende durften sich 23 Firmen live präsentieren. Wir sind mit dem ganzen Team rüber geflogen. Wir haben eine Drei-Meter-Meter-Bar im Büro des Flughafens aufgebaut und haben die Entscheider bedient. Alles war schon auf Deutsch: Verpackungen, Becher, Taschen. Wir bekamen die Zusage. Und dann …“

Yazkan, der zuvor einen sehr festen Blick hat, sehr resolut wirkt, schaut mich jetzt mit einem sehr ratlosen Blick an. Was soll man da sagen. Der Diskurs um die Nicht-Eröffnung des BER ist längst kein Witz mehr, es ist ein Irrwitz, Tragik. Was man sich für die bisherigen Kosten des dilettantischen Projekts hätte kaufen können, haben wir auf DAS FILTER veranschaulicht. Die Gastronomen, mit denen ich gesprochen habe, z.B. auch vom „Play Off“, waren rechtzeitig fertig. Natürlich waren sie das. Und sie haben viel investiert. Eine ganze Million sei es im Falle von „My Smart Break“ gewesen, erklärt mir der Unternehmer.

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Der „My Smart Break“-Shop in Tegel

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Knackig frisch mit feiner Würzung: der „Persian Salad“

„My Smart Break kann ruhig ein bisschen rough aussehen“

Jetzt war man schon da, hatte sein Geschäft in Israel verkauft, also erstmal Tegel (wer weiß, das könnte ja noch ein Longseller werden), Terminal A und C, hier am Rosenthaler Platz, als nächstes an der nicht weit entfernten Danziger Straße. Man ist Systemgastronomie, will langfristig mit Franchise arbeiten, aber dem Gast dennoch das Gefühl geben, es sei ein Individualbetrieb. Das klappt hier gut. „Es kann ruhig ein bisschen rough aussehen“, findet der Chef. Das tut es auch, durchgestylt ist das hier nicht. Feste Menüs gibt es nicht, man kann bestellen und kombinieren, wie man möchte, vom Joghurt-Müsli über die Salatgerichte und Sandwiches bis zu den frisch gepressten Säften. Alles wird vor den Augen der Gäste zubereitet, Obst und Gemüse kann der Kunde sich wie in einem klassischen Deli auch für die Zubereitung daheim mitnehmen. Für Systemgastronomie ist all das extrem flexibel. Das gehe, wenn man wie geplant wieder ins Franchising gehen will, aber nur mit klaren Verträgen und einer starken Hand, sagt der Chef: „Es ist der Shop der Franchisenehmer, aber es ist unser Konzept. Partner müssen sich an unsere Regeln halten. Sonst sollen sie ihr eigenes Restaurant eröffnen. Auch gut!“

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My Smart Kuchen: Carrot Cake und Co. können was

Eine Sache fällt mir dann noch auf: Mein Kuchen liegt auf einem Teller mit dem Logo des ehemaligen Gastro-Konzepts „Holyfields“. Das Geschirr hat man gebraucht erstanden. Ich kann nicht umhin zu empfehlen, die Teller auszutauschen. Denn das ist ein weiteres Geldgrab gewesen. Acht Millionen wurden in zwei Betrieben versenkt. Kein gutes Karma, und ein so stimmiges Konzept wie „My Smart Break“, dem Berlin es mit seinem Flughafen-Fiasko wahrlich nicht leicht gemacht hat, hat fortan nur Gutes verdient.

www.mysmartbreak.de

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