10 Tipps, wie Sie mehr aus Ihrem Trinkgeld machen – Teil 1

von Thomas Majhen
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Foto: Redaktion

Mit dem Gehalt in der Gastronomie macht man in der Regel kein Vermögen. Doch mit der „Sonderzuwendung“ dieser Branche, dem Trinkgeld, lässt sich durchaus Vermögensaufbau betreiben.

Erklärt uns Thomas Majhen, Bartender, Blogger und Autor von Die Barfibel, Von Nachtschwärmern und Schnapsdrosseln und Wie man mit Trinkgeld ein Vermögen aufbaut.   

Wohl jeder Mitarbeiter in der Gastronomie war wohl schon einmal in der folgenden Situation: Den ganzen Abend lang hat man sich sprichwörtlich den Hintern aufgerissen, war jederzeit zuvorkommend und ausgesprochen höflich, hat Essen und Getränke zügig serviert, war stets darum bemüht, auch Sonderwünsche zu erfüllen, hat ohne zu murren heruntergefallenes Besteck ausgewechselt, ein umgekipptes Getränk ohne dieses in Rechnung zu stellen ersetzt, und obwohl die Hütte brummte und man sich dem Andrang neuer Gäste kaum mehr erwehren konnte, hat man sich ohne mit der Wimper zu zucken sogar dazu herabgelassen, eine Schachtel Zigaretten für den Kettenraucher an Tisch 11 zu besorgen. Und dennoch: Als die Stunde der Wahrheit schlägt und man seinen Gästen nach schweißtreibenden zwei Stunden die Rechnung von 135,80 Euro präsentiert, bekommt man von diesen mit einer gönnerhaften Geste ins Gesicht geschleudert: „Machen Sie 136.“

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In seinem hunderseitigen Buch verrät Thomas Majhen 30 Tipps zur Steigerung des Trinkgelds, hat rechtliche Hinweise und stellt vier bewährte Methoden vor, um den Überschuss auch langfristig zu vermehren.

In solchen Augenblicken wird man in kurzer Abfolge von einer wilden Mischung aus Gefühlen durchflutet – die meisten davon werden gemeinsam mit den zugehörigen Gedanken gemeinhin als nicht besonders freundlich angesehen. Oft gleicht es sodann einem wahren Kampf, seine Gesichtsmuskeln wenigstens halbwegs unter Kontrolle zu behalten und seinen Gästen nicht an die Gurgel zu springen.

Warum reagieren wir in derartigen Situationen oft so ungeheuer emotional?

Natürlich fühlen wir uns und unsere Leistung nicht wertgeschätzt, wenn wir nur sehr wenig oder gar überhaupt kein Trinkgeld für unsere Dienste als Kellner oder Barmann erhalten, doch hat unser Ärger auch noch einen viel banaleren Grund. Denn schließlich macht das Trinkgeld in aller Regel einen nicht unerheblichen Teil unseres Einkommens aus. Wenn sich das Grundgehalt zuverlässig am derzeit herrschenden Mindestlohn orientiert und kaum das Hartz-IV-Niveau übersteigt, dann steht und fällt die Lebensqualität nun einmal mit dem Trinkgeld.

Ohne Trinkgeld würde wohl außerdem das gastronomische Angebot auf einen Bruchteil dessen zusammenschrumpfen, was wir heute gewohnt sind, da die Betriebe große Schwierigkeiten damit hätten, Personal zu finden, das arbeitswillig ist und nicht unter Androhung von empfindlichen Sanktionen von den Jobcentern geschickt wurde. Denn Leidenschaft ist zwar großartig, aber man muss schließlich auch leben.

Das Trinkgeld weist einige Besonderheiten auf, die es auf der einen Seite unbestimmt und ein wenig schwierig zu handhaben machen, auf der anderen Seite aber auch verschiedene, nicht zu unterschätzende Vorteile bieten:

      • Es fällt nicht immer in gleicher Höhe an, kann gerade in saisonabhängigen Betrieben extrem schwanken und lässt sich daher nur sehr schwer einschätzen.
      • Man nimmt es in aller Regel täglich ein und muss nicht bis zum Ende des Monats warten. Zwar mag es nicht unangenehm sein, stets mit reichlich Cash in der Tasche ausgestattet zu sein, allerdings ist so auch die Verlockung größer, es direkt wieder auszugeben.
      • Wie hoch das Trinkgeld im Durchschnitt ausfällt, kann von einer ganze Reihe Faktoren abhängen, etwa dem Arbeitsort bzw. der Region, der Qualität des Lokals, der Art der Gäste, von den persönlichen Fähigkeiten usw. Das Gute ist: Alle diese Faktoren können bei Bedarf gezielt beeinflusst werden. Im äußersten Fall kann das aber auch einen Wechsel des Arbeitgebers erforderlich machen.
      • Trinkgelder, die nicht in einen sogenannten Tronc fließen, sondern direkt an das Personal gehen, sind steuerfrei (Stand: 29.01.2019) und bleiben in voller Höhe erhalten. Selbst dazu, einen Teil des Trinkgelds an die Kollegen oder gar den Chef abzugeben, kann rechtlich niemand gezwungen werden.

Da es so unglaublich wichtig für uns Angestellte der Gastronomie ist, möchte ich dem Leser rund um das liebe Trinkgeld 10 Ratschläge an die Hand geben.

1. Den Überblick gewinnen

Haben Sie einen zuverlässigen Überblick darüber, wie viel Trinkgeld Sie durchschnittlich in einem Monat erhalten? Meiner Erfahrung nach ist die Wahrscheinlichkeit mehr als groß, dass Sie diese Frage mit Nein beantworten. Während das Grundgehalt für gewöhnlich kaum schwankt und stets in ähnlicher Höhe auf dem Konto landet, weiß kaum ein Kellner oder Barmann mit Bestimmtheit, welche Summe an Trinkgeldern er sich standardmäßig in die Hosentaschen stopft.

Aus dem Bauch heraus werden Sie vermutlich einen Betrag X nennen können, von dem Sie annehmen, dass er zutreffend sei. Und wenn es zunächst nur darum geht, sich selbst auf die Probe zu stellen, machen Sie sich doch einmal den Spaß und halten Sie einen Monat lang genau fest, wie hoch Ihr Tip tatsächlich ausfällt. Wenn Sie diese kurze Zeitspanne überstanden haben, bleiben Sie doch gleich dabei und machen Sie es sich zur festen Gewohnheit.

Denn nur wer genau weiß, wie viel er regelmäßig einnimmt, kann seine Finanzen auch wirklich kontrollieren. Dazu gehört natürlich auch, genauestens über seine laufenden Ausgaben Bescheid zu wissen. Verschaffen Sie sich also einen Überblick über Ihre finanzielle Situation, indem Sie sich Notizen machen oder, besser noch, ein Haushaltsbuch führen.

2. Mehr Trinkgeld aus den Gästen herausholen

Natürlich ist das etwas zugespitzt formuliert, doch machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie Ihr Trinkgeld steigern können. Zwar liegt es in der Natur der Sache, dass Trinkgelder eine recht schwammige Angelegenheit sind, doch gehören sie zu den wenigen Dingen, auf die Sie als Arbeitnehmer aktiv Einfluss nehmen können.

Man mag die Angestellten in der Gastronomie statistisch fast immer zu den Niedriglöhnern zählen, doch befinden diese sich in der nahezu einzigartigen Position, ihr „Zusatzeinkommen“ beträchtlich steigern zu können. Diesen Umstand sollten Sie nutzen. Wenn Sie über viel Erfahrung verfügen, haben Sie sicherlich schon den einen oder anderen Kniff auf Lager, um etwas mehr aus Ihren Gästen heraus zu kitzeln.

Machen Sie sich Gedanken darüber, ob es noch weitere Möglichkeiten gibt, tauschen Sie sich mit Ihren Kollegen darüber aus, forschen Sie im Internet nach oder lesen Sie Bücher zu den Themen Gastronomie, Psychologie und, so fies es auch klingen mag, Manipulation. Ich selbst bin durch eben jene Methoden auf bislang 30 Möglichkeiten gestoßen, wie man ziemlich unkompliziert und ohne allzu großen Aufwand mehr Tip als üblich ergattern kann. Es wäre wohl vermessen zu behaupten, dass alle davon immer zu 100 Prozent Erfolg versprechen, doch langfristig betrachtet habe ich mit diesen Tipps und Tricks sehr gute Ergebnisse erzielt.

3. Nicht alles ausgeben

Es ist sehr verlockend und die Bezeichnung legt es einem geradezu in den Mund, Trinkgelder auch buchstäblich zu vertrinken. Wenn Sie nun aber schon den Punkt erreicht haben, im Gegensatz zu vielen anderen genau zu wissen, wie viel Sie in einem durchschnittlichen Monat einnehmen und Ihre Quote sogar gezielt steigern konnten, dann gehen Sie doch noch einen kleinen Schritt weiter und hauen Sie nicht gleich alles auf den Kopf.

Haben Sie Ihre gesamten Einnahmen Ihren Ausgaben gegenüber gestellt und erstaunt herausgefunden, dass unter dem Strich ein dickes Plus übrig bleibt, freuen Sie sich und überlegen Sie, wie Sie sinnvoll mit diesem Extra umgehen könnten. Es ist ein weit verbreitetes Phänomen: Menschen aller Berufe, jeden Alters und aus allen Schichten passen ihren Lebensstil umgehend ihrem gesteigerten Einkommen an; mit jeder Gehaltserhöhung wachsen gleichzeitig auch die Verbindlichkeiten. In umgekehrter Richtung ist man jedoch weniger anpassungsfähig und nach finanziellen Einbußen steckt man schneller in der Schuldenspirale, als man „tip is not included“ sagen kann.

Denken Sie jedoch auch an später! Je nachdem, welche Ziele Sie verfolgen, sollten Sie trotz Mehreinnahmen entweder einfach Ihr gewohntes Leben fortführen oder aber sogar nach weiteren Einsparmöglichkeiten Ausschau halten. Versuchen Sie auch im Bereich der persönlichen Finanzen mehr wie ein Unternehmer und weniger wie ein Untergebener zu denken, der lediglich zombieartig die Anweisungen seiner Vorgesetzten befolgt, ohne dabei sein eigenes Hirn einzuschalten.

4. Die eigenen Finanzen verwalten

Viele Menschen – ich wage sogar zu behaupten die meisten – sind, wenn es um ihre eigenen Finanzen geht, unheimlich träge; was eigentlich unglaublich klingt, reden wir hier doch immerhin über bares Geld. Allerdings habe ich den Eindruck, gerade hierzulande empfinden viele Menschen Geld in mehr als nur einem Wortsinn als schmutzig, ja anrüchig. Jedenfalls dann, wenn man selbst nur relativ wenig davon besitzt. Geld stinkt zwar nicht, erzeugt aber Neid und oft auch Scham. Die eigenen Finanzen in einem unternehmerischen Sinne zu verwalten bedeutet, einen zuverlässigen Überblick über die eigenen Geldströme zu besitzen und darüber hinaus zu überlegen, wo Einsparpotenzial besteht, wie die Einnahmen gesteigert werden können und wie sich ein vorhandener Überschuss in Zukunft vermehren ließe.

Letzteres lässt sich heute so leicht wie noch nie zuvor in der Geschichte auch für den Durchschnittsbürger ohne größere Umstände in die Tat umsetzen. Der Kapitalismus, das „System“ oder wie auch immer man die herrschende Ordnung nennen möchte, wird sehr oft völlig zu Recht kritisiert. Doch machen Sie sich eine Sache bewusst: Die Aussichten, dass ausgerechnet Sie daran irgendetwas ändern werden, sind ausgesprochen gering. Aber Sie können das System genauso für Ihre eigenen Zwecke nutzen, wie das schon sehr lange vor allem vermögende Menschen erfolgreich umsetzen.

Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass Sie auch verstehen wie unser Wirtschaftssystem zumindest in den Grundzügen funktioniert. Um das ein oder andere Buch zum Thema werden Sie kaum herumkommen, doch gibt es hierzu längst auch sehr gute Blogs und YouTube-Kanäle, die einen guten ersten Eindruck und grundlegende Kenntnisse vermitteln. Ich empfehle Ihnen z. B. den Kanal von Finanzfluss auf YouTube.

5. Ziele setzen

Vielleicht fragen Sie sich, weshalb Sie überhaupt die Mühe auf sich nehmen und ein Vermögen aufbauen sollten. Wer weiß schon, was morgen sein wird? Die Zukunft ist stets ungewiss, ist es da nicht besser die Gegenwart in vollen Zügen zu genießen?

Ja und nein. Eine frugalistische Lebensweise, bei der auf jeglichen Spaß und selbst das kleinste Bisschen Luxus verzichtet wird, nur um sodann mit 40 Jahren ausgesorgt zu haben, halte ich für ebenso fragwürdig, wie weit über die eigenen Verhältnisse zu leben und sich zu verschulden. Wenn Sie jedoch heute auf Kosten Ihrer Zukunft leben, werden Sie früher oder später ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. Vielleicht sagen Sie, Sie möchten heute leben – glauben Sie nicht, dass Sie auch noch mit 60, 70 oder 80 Jahren leben und sich gewisse Dinge leisten möchten? Denken Sie, Ihre Rente wird irgendwann einmal ausreichen, um so weiterleben zu können, wie das im Augenblick der Fall ist?

Es mag noch viele Jahre dauern, bis auch Sie zu dieser Gruppe zählen, doch Senioren haben ebenfalls Bedürfnisse, Ziele und Träume. Ich möchte hier nur noch einmal auf das niedrige Grundgehalt eines gastronomischen Angestellten und die entsprechend armseligen Rentenbescheide verweisen, die jedenfalls regelmäßig in meinem Briefkasten landen und mir einen eiskalten Schauder über den Rücken jagen. Überlegen Sie sich eigene Gründe, wieso es für Sie Sinn machen könnte, Geld zu sparen. Ich bin sicher: Ihnen wird das ein oder andere einfallen.

Auf seinem Blog stellt Thomas Majhen nützliche Werkzeuge für die persönliche Finanzplanung vom Haushalt bis zum Trinkgeld kostenlos zur Verfügung.   

Teil 2 der Trinkgeld-Tipps von Thomas Majhen – mit Trinkgeld zum Vermögensaufbau und bis zur Steigerung der Lebensqualität – erscheint am 13. Februar. 

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