Schanitown: Buch über die „Corona-Biergärten“ Münchens

von Jan-Peter Wulf
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Mit Sonnensegel: vor der „Tankstelle Schwabing“. Alle Fotos: Alexander Fthenakis

Corona hat in der Gastronomie vieles verändert – auch den Look vieler Betriebe. Hier wurde viel improvisiert und über Nacht entwickelt, von zu Shops umdekorierten Fenstern und Eingängen im Lockdown bis hin zu aufwändigen Zeltbauten für draußen. Ein neues Buch zeigt jetzt die „Pop-up-Schanigärten“ Münchens. 

„Schanitown“ heißt das Werk des Architekten Alexander Fthenakis, der mit seiner Kamera die „fliegenden Bauten“ vor Münchner Gastronomien fotografiert hat – zum Beispiel vor der Tankstelle Schwabing, vor der Bar Maroto oder vor dem Café Lozzi. Rund 900 solcher Freischankflächen soll es in München bereits geben – 114 von ihnen hat Fthenakis in diesem Buch festgehalten und geclustert: Er unterscheidet zwischen dem „Euroschani“ aus Paletten, dem „Baumschani“ mit Pflanzen und „Straßen- oder Tiefbauschani“ mit Elementen aus dem Straßenbau. So etwas kennt man in ähnlicher Form z.B. auch aus Berlin, wo Europaletten, um Bäume herum gebaute Sitzflächen und allerlei Baustellenelemente nicht erst seit Corona zur Umrandung von Gastro-Freiflächen genutzt werden.

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Schöne Lampen: Café Lozzi

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Minimalistisch mit Wellenform: Der Schani der Bar „Maroto“

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Schani ist nicht gleich Schani: die feinen Unterschiede

Der Stadtplaner Jonas König trägt zu dieser schönen Typologie ein Essay namens „Schanitimes“ bei und ordnet dieses temporäre Phänomen in die Kulturgeschichte ein – das Ganze kommt mit etwas Augenzwinkern daher, ist aber durchaus ernst gemeint. Ist es ja auch: Schließlich verbirgt sich hinter dieser fast an die Sponti-Zeit erinnernde Kreativität à la „Unter dem Pflaster liegt der Strand“ ein Versuch, Umsätze zu sichern und gastronomische Existenzen zu wahren. Weswegen jetzt viele Gastronom*innen dazu übergegangen sind, ihre Schankvorgärten winterfest zu machen.

Schanitown hat 160 Seiten, kostet 28 Euro und ist bei Sorry Press erschienen.

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