Gastronom und Clubbetreiber Tom Thomas, Köln: „Es geht manchmal mehr ums perfekte Foto als um die perfekte Party“

von Jan-Peter Wulf
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Das Flamingo Royal in Köln, einer der Clubs von Tom Thomas. Alle Fotos: Thomas Group

Als Student holte Tom Thomas damals noch am Anfang ihrer Karrieren stehende, heutige Megastars wie Sean Combs aka Puff Daddy, Jay Z, Missy Elliott, Destiny’s Child oder die Fugees in Kölner Konzerthallen. Und war damit so erfolgreich, dass er das Studium an den Nagel hängte und Veranstalter und Clubbetreiber wurde.

Der Mittvierziger betreibt die Kölner Clubs Bootshaus, Vanity und Flamingo Royal, das Restaurant Spencer & Hill und veranstaltet seit 2017 das Elektrofestival Springinsfeld. Wir haben mit ihm gesprochen, und das zu einer für einen Nachtgastronomen recht frühen Uhrzeit.

Die Möglichkeit, ein Interview mit einem Clubbetreiber um halb neun morgens zu führen, bietet sich selten.

Ich fange immer früh an. Erst bringe ich meine Kinder zu Schule und dann lege ich los, meistens geht es bis 20 Uhr. Am Wochenende bin ich natürlich auch abends in den Objekten unterwegs. Nicht mehr bis ganz zum Ende (lacht), aber ich will selbst sehen, wie es läuft und will die Stimmung miterleben. Und was sich ändert. Die Neugier und die Leidenschaft: immer noch da.

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Tom Thomas

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Du bleibst in Kontakt mit der Zielgruppe.

Das ist mir wichtig. Ich versuche, mir viel Feedback von den Gästen einzuholen, von den Mitarbeitern in den Locations, vom Betriebsleiter, vom Türsteher, von allen. Kommunikation ist der Schlüssel.

Was passiert mit den Eindrücken, die du sammelst? Wie wird daraus ein Prozess, wenn zum Beispiel jemand einen Verbesserungsvorschlag hat?

Es steht ja ein großes Team hinter dem Ganzen, jede Location hat ihr eigenes Team, ich bin eigentlich nur noch derjenige, der dazu kommt, wenn es irgendwo Probleme gibt. Ich habe wahnsinnig gute Partner und Mitarbeiter, ohne die nicht ansatzweise der Erfolg möglich wäre, den wir jetzt haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir haben heute über 50 Festangestellte und mit Aushilfen sind wir 400. Da gibt es viele Teammeetings, in denen diese Impulse besprochen werden. Es ist wichtig, sich weiterzuentwickeln und am Puls der Zeit zu bleiben. Du musst nicht jedem Trend hinterherlaufen, aber du musst den Wandel mitgehen.

Wie zum Beispiel?

Wir haben kürzlich das „Vanity“ umgebaut, weil die Anfragen nach VIP-Tischen immer mehr wurden. Das ist aber zielgruppenabhängig. Im „Bootshaus“ gibt es nur wenig VIP-Tische, weil sie dort keine besondere Relevanz habe. Dort geht es um elektronische Musik und die Künstler.

Was verändert sich zurzeit, was beobachtest du?

Die Gästezahl im Nachtleben ist insgesamt rückläufig. Zum Glück nicht bei uns, aber aber das berichten mir viele Kollegen. Es gibt heute einfach mehr Konkurrenz. Früher, ich spreche von vor 15 bis 25 Jahren, da gab es nur Discos, heute gibt es sehr viele Ausgehmöglichkeiten. Zum Beispiel die Festivals. Ich kann das auch verstehen, dass die Leute sich so einen Kurzurlaub buchen, das ist attraktiv. Die andere Konkurrenz ist Social Media: Wenn ich früher jemanden kennen lernen wollte, bin ich rausgegangen. Heute gibt es Portale wie Facebook, Instagram oder Tinder.

Aber wenn man „tindert“, muss man sich ja trotzdem physisch treffen. Geht man dann nicht in einen Club oder ein Restaurant?

Jein. Manche tun das, aber andere … ich sage nur „Netflix and Chill“ (lacht). Früher ist man ja auch rausgegangen, um seine neuen Klamotten zu zeigen, seine Schuhe, seine Tasche oder das neue Auto. Heute stellst du dich vor den Spiegel oder machst ein Selfie und holst die die Bestätigung auf Instagram ab. Das ist schon anders. Ich sehe das ja auch bei uns in den Clubs: Da geht es manchmal mehr um das perfekte Foto, mit dem man zeigen kann, wie cool man gerade feiert, als um die perfekte Party. Das Handyphänomen.

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Auch das Vanity gehört zum Portfolio von Tom Thomas

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Das Bootshaus ist einer der beliebtesten Clubs für elektronische Musik in Deutschland

Im Festival-Business mischst du jetzt mit dem elektronischen Event „Springinsfeld“ ja auch mit. Wie kam es dazu?

Das „Bootshaus“ hat die elektronische Szene dadurch gestärkt, dass es einer der wenigen Clubs ist, der auch große Künstler nach Deutschland holt. Und wir unterstützen ja schon lange diverse Events mit eigenen Bühnen. Wir fanden, dass ein großes elektronisches Festival in Köln fehlt. Wir freuen uns, dass wir das jetzt zusammen mit der „Fühlinger See GmbH“ (die u. a. das Reggae-Festival „Summer Jam“ ausrichten, Anm. d. Red.) machen können. Die Premiere 2017 war ein großer Erfolg, 2018 geht es weiter.

Damit zeigst du ja auch: Man kann als Gastronom und Clubbetreiber auch Festivals machen. Und diese nicht nur als Konkurrenz betrachten.

Ja, man braucht dafür – und das ist ja immer so – gute Partner. Wir bringen mit dem „Bootshaus“ das Wissen rund um elektronische Musik und den Kontakt zu den Künstlern mit, unsere Partner haben das strukturelle Know-how. Das passt einfach. Eine Hürde – vom Weg aus der Indoorlocation nach draußen – ist das Wetter, aber das kann man eben nicht planen. Auch wir hatten 2017 Regen, gefeiert wurde trotzdem.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie man konkurrierende Ausgehangebote integrieren und für sich nutzbar machen kann, lieferst du mit dem „Vanity“. Dort verbinden sich schon seit sechs Jahren Clubbing und Essen – mit dem hauseigenen Restaurant, das seit 2015 „Spencer & Hill“ heißt und italienisch-mediterrane Küche bietet.

Ich finde, dass man sich nicht beschränken sollte. Essen, trinken und feiern kombiniert – das ist doch optimal. Man sollte seinen Gästen möglichst einen vollen Abend bieten können, vom Dinner bis zur Party. Viele wollen das nämlich an einem Ort erleben. Klar, Partyhopping wird es immer geben, aber es spricht nicht alle Gäste an. Wir fahren mit dem Konzept jedenfalls sehr gut.

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Festival-Premiere 2017 für das Springinsfeld

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Italienisches Restaurantkonzept: Spencer & Hill, Köln

Wie wird sich die Clublandschaft in Deutschland, vor dem Hintergrund der von dir schon angesprochenen Rückläufigkeit, verändern?

Die Landschaft wird kleiner, keine Frage. Qualität wird sich durchsetzen, es sind langfristige und nachhaltige Konzepte gefragt. Aber auch subkulturelle Orte und den Underground wird es dann immer noch geben, und das finde ich persönlich sehr gut so, denn ich mag die vielen unterschiedlichen Angebote, die es gibt. Ich mag das Ausgehen als Ganzes einfach sehr gerne.

Und du arbeitest schon wieder an einem neuen Projekt.

An dreien. 2018 wird ein weiterer Club kommen, außerdem ein Foodkonzept, und in der Bekleidungsbranche planen wir auch etwas.

Wir sind gespannt. Vielen Dank, Tom.

www.thomas-group.de

Editierte Version des zuerst im disco-Magazin erschienenen Interviews.

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