„Employer Branding wird durch unsere Produkte greif- und erlebbar“ – Interview mit Florian Gottschaller, CEO der Spendit AG

von Jan-Peter Wulf
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Florian Gottschaller

Eigentlich ist es eine Win-Win-Win-Situation: Unternehmen bezuschussen das Mittagessen ihrer Mitarbeiter in einem externen gastronomischen Betrieb und würdigen damit ihre Leistung bzw. tun ihren Leuten etwas Gutes. Mitarbeiter erhalten eine Sachleistung und sind motivierter, die Gastronomen wiederum freuen sich über die dadurch geförderte Frequenz.

Wäre da nicht die Zettelwirtschaft – für Gastronomen ist es mehr Aufwand, für die Buchhaltung des Unternehmens sowieso, und der Mitarbeiter muss mindestens darauf achten, dass der Wisch unterwegs nicht verloren geht. Ständig-Essengeher wissen, wie schnell das passieren kann. 

Doch natürlich gibt es auch in diesem Bereich digitalisierte Alternativen. Eine von ihnen kommt aus München und hinter ihr steht Florian Gottschaller: Er hat früher als Investmentbanker gearbeitet, danach hat er zusammen mit Ralph Meyer das Unternehmen Spendit gegründet. Das erste Produkt, die SpenditCard, führt alle steuerlich zulässigen Sachbezüge (Tankgutschein und Co.) zusammen. Das zweite, Lunchit, ist eine App, mit der Firmenangestellte in Gastronomien, Kiosken, Supermärkten und Co. ihre Belege fotografieren, einreichen und zurück bekommen. Wir haben uns mit dem Gründer darüber, über die allgegenwärtige Digitalisierung sowie über kleine und große Geldsummen unterhalten. 

Herr Gottschaller, Sie sind Ex-Investmentbanker. Da ging es um großes Geld. Jetzt geht’s um Kleinbeträge, nämlich um Mittagessen und deren Absetzbarkeit durch Unternehmen. Wie passt man den Blick vom Großen zum Kleinen an, muss man das überhaupt?

Die Summen in meiner Zeit auf dem Trading Floor von Morgan Stanley waren so hoch und dadurch so abstrakt, dass daran für mich keinerlei Emotionen hingen. Wenn ich allerdings wie zum Beispiel gestern sehe, wie sich bei uns eine neue Mitarbeiterin darüber freut, dass sie statt 12 Euro jetzt weniger als sechs Euro für ihr Mittagessen im Restaurant um die Ecke zahlt, löst das bei mir viel größere positive Emotionen aus! Die wahre Schönheit liegt eben oft in den kleinen Dingen.

Sie haben sich mit der Gastronomie einen Bereich ausgesucht, in dem das Thema Digitalisierung noch sehr verhalten anklingt. Aus einer Welt kommend, in der binnen Sekunden getradet wird, werden Sie da manchmal ungeduldig?

Ich glaube als Unternehmer ist Ungeduld zu einem gewissen Teil eine Voraussetzung für Erfolg. Für uns ist die Gastronomie dabei gar nicht der Bereich, bei dem schleppende Digitalisierung ein Problem wäre. Eigentlich ganz im Gegenteil, bringen wir doch ein digitales Thema in die Gastro-Szene, von dem Restaurants nur profitieren: mehr Umsatz im Mittagsgeschäft, ganz ohne Verwaltungsprozesse und zusätzliche Kosten. Viel mehr Fingerspitzengefühl ist gefragt im Umgang mit den HR-Abteilungen der Unternehmen: Hier müssen wir konservative Schutzwälle niederreißen und die vielen Vorteile unserer digitalen Lunch-Lösung erklären. Da wünsche ich mir tatsächlich die hyperschnellen Entscheidungen eines Trading Floors, das wäre traumhaft.

Was können Sie mit Ihrer Erfahrung aus anderen Branchen den Gastronomen – und Unternehmen, die mit der Gastronomie arbeiten – als Ratschlag geben?

Das ist jetzt vielleicht etwas anderes, als das was Sie erwarten: In meiner Londoner Zeit habe ich mit großem Vergnügen die Fernsehserie Gordon Ramsay’s Kitchen Nightmares gesehen. Ein tolle Serie, bei der man sehr unterhaltsam von den Fehlern anderer Gastronomen lernen kann und wie diese mit Hilfe eines der erfolgreichsten Köche der Welt gelöst werden.

Ersetzt eine App den Kontakt zum Gast?

Eine Videokonferenz ergänzt die Kommunikation, aber sie ersetzt nie ein erstes persönliches Treffen. Im Kern steht in der Gastronomie doch immer das Erlebnis im Vordergrund, eine Mischung aus gutem Essen, Atmosphäre und Service. Darauf kann man sich noch stärker konzentrieren, wenn Standardprozesse wie zum Beispiel Tischreservierungen mit digitalen Tools vereinfacht werden.

Erklären Sie uns doch bitte Lunchit in der Länge einer Fahrstuhlfahrt.

Unsere App ist quasi ein kulinarischer Access-All-Areas-Ausweis für die Mittagspause. Sie ermöglicht jedem Arbeitnehmer in der Mittagspause, überall zu Kantinenpreisen zu essen. Man scannt einfach nach der Mahlzeit den Kassenbeleg und bekommt zum Ende des Monats bis zu 6,33 Euro pro Mittagessen steuerfrei vom Arbeitgeber aufs Konto überwiesen. Man hat also jeden Tag die freie Wahl, ob man mittags in einem seiner Lieblingsrestaurants essen, auf den Wochenmarkt gehen oder doch im Supermarkt einkaufen möchte.

Lässt sich Lunchit im Sinne der Nettolohnoptimierung für Mitarbeiter nutzen und wenn ja, wie? Und wie funktioniert das mit Ihrem anderen Produkt, der SpenditCard?

Wir sind keine Fans des Begriffs Nettolohnoptimierung. Bei uns geht es im Kern darum, dass wir Arbeitgebern helfen, die Beziehung zu ihren Mitarbeitern optimal zu gestalten. Der große Vorteil unserer beiden Produkte, der SpenditCard und der Lunchit-App, ist, dass ein Euro netto zusätzlich nur 1,09 Euro kostet. Bei einer Gehaltserhöhung sind es hingegen im Durchschnitt 2,20 Euro. Dazu kommt: Benefits werden von Mitarbeitern immer sehr viel positiver und als zusätzliche Belohnung wahrgenommen. Deshalb wird der abstrakte Begriff Employer Branding durch unsere Produkte greif- und erlebbar.

Welche administrativen, finanziellen oder anderen Vorteile haben diese Tools eigentlich für den Gastronomen? Inwieweit kommen sie damit technisch überhaupt in Berührung?

Das einzige, was Gastronomen im Kontakt mit der Lunchit-App machen müssen, ist dem Gast einen Beleg auszudrucken oder diesen digital zuzuschicken.

Okay. Und wie können Gastronomen mitmachen?

Da die Gäste die Belege mit Hilfe von Lunchit einreichen können und vom Arbeitgeber erstattet bekommen, müssen die Gastronomen ansonsten gar nichts tun und können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Die Zeit der mühsamen Verwaltung von Gutscheinen hat bald ein Ende. 

DSGVO ist ein großes Thema gerade. Muss dahingehend auch etwas beachtet werden? Sprich: Welche Daten werden den Unternehmen offengelegt? Vielleicht möchte nicht jeder Angestellte, dass die Buchhaltung weiß, dass er oder sie diese Woche schon drei Mal Schnitzel, Pommes und Salat gegessen hat?

Arbeitgeber müssen aus steuerlichen Gründen grundsätzlich alle Belege sehen können, in der Beziehung ist Lunchit wie eine Reisekostenabrechnung. Allerdings gibt es vier verschiedene Zugriffslevels, so dass zum Beispiel Sachbearbeiter Belege zwar sehen, aber diese keinem Mitarbeiter zuordnen können. Wir nehmen das Thema Datenschutz sehr ernst: Die DSGVO erfüllen wir pünktlich zum 25. Mai, darüber hinaus machen wir gerade eine sehr aufwändige ISO-Datenschutz-Zertifizierung. An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen: Unser Geschäftsmodell ist, dass wir Geld verdienen durch eine Monatsgebühr für einen super Service, der Mitarbeiter satt und glücklich macht – und nicht durch die Verwendung von Daten.

Herr Gottschaller, vielen Dank. 

Ein Firmenportrait über Spendit gibt es auf Zeit.de

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