10 Tipps, wie Sie mehr aus Ihrem Trinkgeld machen – Teil 2

von Thomas Majhen
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Foto: Redaktion

Mit dem Gehalt in der Gastronomie macht man in der Regel kein Vermögen. Doch mit der „Sonderzuwendung“ dieser Branche, dem Trinkgeld, lässt sich durchaus Vermögensaufbau betreiben.

Erklärt uns Thomas Majhen, Bartender, Blogger und Autor von Die Barfibel, Von Nachtschwärmern und Schnapsdrosseln und Wie man mit Trinkgeld ein Vermögen aufbaut.   

Im ersten Teil ging es um die Basics: Besonderheiten des Trinkgelds, Überblick gewinnen, mehr Trinkgeld erzielen, Finanzverwaltung und Zielsetzung. Im zweiten Teil geht es nun darum, wie aus dem „stimmt so“ Stück für Stück ein kleines Vermögen werden kann. 

6. Vermögen aufbauen

Sie können grundsätzlich auf zweierlei Arten Geld verdienen: durch Arbeit oder durch schon vorhandenes Geld. Wenn Sie ersteren Weg wählen bzw. wie meine Wenigkeit überhaupt keine Wahl haben, dann tauschen Sie vereinfacht ausgedrückt Ihre Lebenszeit gegen Geld.

Dabei ist es zunächst einmal vollkommen egal, ob Sie für andere oder sich selbst arbeiten. Sie sind ein Sklave des Kapitals, um es ein wenig marxistisch auszudrücken. Eine besondere Eigenheit des Kapitalismus ist es aber, dass Geld auch mit Geld verdient werden kann. Es ist sogar wesentlich einfacher und bei weitem nicht so schweißtreibend. Und je mehr Geld Sie haben, desto einfacher wird es Ihnen fallen, da Geld wie ein Magnet förmlich mehr Geld anzieht.

Das Zauberwort in diesem Zusammenhang heißt „Zinseszins“ und schon Albert Einstein, der ihn als Achtes Weltwunder und sogar als stärkste Kraft im Universum bezeichnet hat, soll sinngemäß gesagt haben: „Wer den Zinseszins versteht, profitiert von ihm, wer ihn nicht versteht, bezahlt ihn.“ Die Wirkung und Kraft des Zinseszinseffekts steigt im Verhältnis zu der Zeit, die man sein Geld für sich „arbeiten“ lässt, und zwar nicht linear, sondern exponentiell. Wenn Sie also Vermögen aufbauen wollen, so sollten Sie sich im Klaren darüber sein, dass dies nicht über Nacht geschehen kann, sondern Geduld und Disziplin erfordert.

Vermutlich ist das einer der Gründe, warum es nur Wenigen auch wirklich gelingt, wollen wir Menschen doch nur sehr ungern auf die Erfüllung unserer Wünsche warten und stattdessen lieber im Heute auf nichts verzichten müssen. Der Aufbau eines Vermögens ist jedoch eine Investition in die Zukunft, entweder in Ihre eigene oder in die Ihrer Kinder. Gewissermaßen verschiebt man damit die Erfüllung der eigenen Wünsche auf später und erhält auf diese Verzichtsleistung Zinsen. Je nach Ihrer finanziellen Situation können Sie so irgendwann vielleicht sogar Ihren eigenen Betrieb eröffnen, Ihren Nachkommen ein relativ sorgenfreies Leben ermöglichen oder ihnen zumindest den Start erleichtern, oder aber Sie können sich selbst frühzeitig zur Ruhe setzen und müssen sich nicht ausschließlich auf eine unsichere staatliche Rente verlassen.

7. Das Instrument erster Wahl: ETFs

Am einfachsten können Sie Ihr Geld für sich arbeiten lassen, wenn Sie es an der Börse investieren. Bevor Sie nun vor Schreck erbleichen und an dieser Stelle mit dem Lesen aufhören, lassen Sie mich erklären: Investieren an der Börse hat per se nichts mit einem Spielkasino, mit Abzocke oder Menschenfressern zu tun, die den armen Sparern das Mark aus den Knochen saugen. Es bedeutet vielmehr, sich an Unternehmen zu beteiligen, die einen Mehrwert erzeugen, die Bedürfnisse der Menschen erfüllen und damit einen Profit erwirtschaften. Denken Sie beispielsweise an Ihren eigenen Arbeitgeber. Würden Sie nicht gerne an seinen Gewinnen teilhaben?

Das können Sie allerdings nur – jedenfalls theoretisch –, wenn Sie sich finanziell beteiligen und sich mit eigenem Kapital in sein Unternehmen einkaufen. Nichts anderes geschieht über den Kauf von Aktien. Vermutlich werden Sie keine große Lust dazu haben, sich intensiv mit einzelnen Unternehmen auseinanderzusetzen, Bilanzen zu studieren und Berichte zu wälzen. Für eher bequeme Menschen, die nicht unbedingt vom Angestellten zum Vermögensverwalter mutieren wollen (und ich selbst zähle mich ebenfalls dazu), gibt es seit einiger Zeit ein einfaches Anlagevehikel namens ETF (kurz für „Exchange Traded Fund“). Ich kann an dieser Stelle nur sehr grob darauf eingehen, doch handelt es sich dabei, einfach gesagt, um ein Aktienpaket, das einen Index wie etwa den DAX, Nikkei oder S&P 500 nachbildet.

Wenn Sie einen solchen ETF kaufen, erwerben Sie damit gleich ein ganzes Bündel an Aktien, wodurch Ihr Risiko im Vergleich zu einer Einzelaktie erheblich reduziert wird. ETFs basieren auf der Grundannahme, dass die Aktienmärkte langfristig steigen, auch wenn sie gelegentlich durch Schwankungen und Einbrüche erschüttert werden. Ein ETF ist für Sie immer dann interessant, wenn Sie auf diese Annahme vertrauen, nicht leicht aus der Ruhe zu bringen sind und einen langen Atem haben. Sodann werden Sie mit einer möglichen Rendite von durchschnittlich 5 bis 9 Prozent jährlich belohnt.

8. Rang zwei: P2P-Kredite

Das Bankengeschäft ist in einem grundlegenden Wandel begriffen. Die Filialen verschwinden zusehends aus dem Straßenbild und immer mehr Transaktionen werden nur noch von zu Hause aus vorgenommen. Selbst das klassische Kreditgeschäft, über Jahrhunderte eine unangefochtene Domäne der Banken, gerät seit einigen Jahren immer stärker unter Beschuss.

Die Angreifer sind sogenannte Fintech-Unternehmen, die die Kreditvergabe an Privatpersonen revolutioniert haben, indem sie keine eigenen Gelder verleihen, sondern private Geldnehmer und private Geldgeber zusammenbringen („Peer-to-Peer“ oder kurz P2P). Anstatt Ihr Erspartes nun auf einem niedrigverzinsten Sparbuch versauern zu lassen, könnten Sie sich bei einem solchen Fintech-Unternehmen registrieren, dort ein Konto eröffnen und Geld einzahlen. Nachdem Sie die Kriterien festgelegt haben, wird Ihr Geld auf viele verschiedene Kreditnehmer verteilt. Oft erhält der Einzelne nur etwa 5 bis 15 Euro von einem einzelnen Kreditgeber. Wenn Sie also z. B. 1.000 Euro auf einer solchen Plattform investieren, wird dieser Betrag auf 67 bis 200 Einzelpersonen aufgeteilt, wodurch Ihr Risiko für den Fall säumiger Schuldner – und solche gibt es immer wieder einmal – beträchtlich sinkt. Erfahrungsgemäß können Sie mittels P2P-Krediten eine Rendite von 5 bis 16 Prozent jährlich einfahren.

9. Den Vermögensaufbau automatisieren

Als nächstes sollten Sie die Finanzströme soweit wie möglich automatisieren. Das hat einerseits den Vorteil, dass Sie sich als Mensch, der wichtigere Dinge als Geld im Kopf hat, nur noch wenige Gedanken darüber machen und lediglich ein bis drei Stunden im Monat für Verwaltungsaufgaben aufbringen müssen. Andererseits beugen Sie auf diese Weise aber auch der Versuchung vor, Geld, das eigentlich für den Vermögensaufbau reserviert ist, für Konsumgüter auszugeben.

Sich selbst ein wenig auszutricksen, ist meiner Erfahrung nach durchaus nicht die schlechteste Taktik, wenn es ums Geld geht. Als Faustregel sollten Sie rund 10 Prozent Ihrer gesamten Einkünfte in den Aufbau Ihres Vermögens stecken, mehr ist natürlich noch besser. Von diesen angenommenen 10 Prozent könnten Sie jeweils zum Ersten eines Monats beispielsweise 2/3 mittels Dauerauftrag auf Ihr Aktiendepot überweisen, um damit in ETFs zu investieren, das übrige Drittel könnten Sie auf Ihren P2P-Account leiten. Im Falle von ETFs lassen sich übrigens genauso gut Sparpläne einrichten, wobei Ihr Broker die zuvor festgelegte Sparrate direkt von Ihrem Girokonto abbucht und davon ETF-Anteile für Sie kauft.

10. Die Lebensqualität nicht vergessen

Bei all dem Gerede von Sparsamkeit und Verzicht sollten Sie natürlich auch nicht vergessen zu leben. Gönnen Sie sich zwischendurch auch mal was, andernfalls werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht lange durchhalten. Bewährt hat sich dabei das sogenannte Zwei- bzw. Drei-Konten-Modell. Dieses setzt sich aus

  • erstens dem Girokonto zusammen, das dem Zu- und Abfluss Ihrer regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben dient;
  • zweitens einem zweiten Girokonto, auf das Sie Ihre zehnprozentige Sparrate per Dauerauftrag abzweigen, um diese sodann zu investieren (hierauf habe ich verzichtet, stattdessen fließen meine Investitionen direkt von meinem Girokonto auf mein Depot usw.);
  • drittens einem „Spaßkonto“, auf das Sie einen ebenfalls zuvor festgelegten Betrag per Dauerauftrag überweisen, um sich davon gelegentlich etwas zu gönnen.

Letzteres dient buchstäblich zum Verprassen. Kaufen Sie sich von dem dortigen Guthaben, was immer Sie wollen oder sparen Sie Geld an und fliegen Sie damit einmal im Jahr für drei Wochen nach Koh Samui.

Geizigen, ahnungslosen oder auch ignoranten Gästen, die Sie trotz aller Bemühungen leer ausgehen lassen, werden Sie in Ihrer Karriere immer wieder begegnen. Das ist unvermeidbar. Entscheidend für Ihr Portemonnaie ist jedoch der etwas nebulös klingende „Durchschnittsgast“, und dieser ist nach wie vor bereit zu geben und die geleisteten Dienste seines Kellners oder Barmanns zu honorieren.

Nutzen Sie die Möglichkeiten des „flexiblen“ Teils Ihres Einkommens, beherzigen Sie die obigen Punkte und ich verspreche Ihnen: Ein besonders garstiges Exemplar, das Sie in Zukunft bei einer Rechnung jenseits der 100 Euro mit 20 Cent Trinkgeld abspeist, wird Ihren Gemütszustand kaum mehr erschüttern. Behalten Sie zudem den Überblick, gewinnen Sie die Kontrolle über Ihre Finanzen – und die Zeit wird letzten Endes auf Ihrer Seite sein.

Auf seinem Blog stellt Thomas Majhen nützliche Werkzeuge für die persönliche Finanzplanung vom Haushalt bis zum Trinkgeld kostenlos zur Verfügung.   

Teil 1 der Trinkgeld-Tipps von Thomas Majhen gibt es hier.

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