Eine Bartour durch Athen, Teil 1/2: Ipitou und The Clumsies

von Jasmin Tomschi

Lange hielten Retsina und Ouzo als Aushängeschilder von Griechenlands Trinkkultur her. Heute ist Trinken gehen in der Hauptstadt Athen so spannend wie noch nie. Unsere Autorin Jasmin Tomschi folgte einer Einladung der griechischen Spirituose Metaxa und hat sich mit den Athenern über ihre Barszene unterhalten. Ein persönlicher Erfahrungsbericht. 

Von Athens Stadtberg Lykabettus, wo wir mit Huity Konstantinidou, Metaxas Hospitality, Heritage & Special Events Director im Restaurant Orizontes zum Dinner verabredet sind, genießt man einen traumhaften Ausblick über die griechische Hauptstadt. Dazu empfiehlt uns Konstantinidou, die unsere Gruppe zuvor mit Metaxa Master Constantinos Raptis durch das Headquarter der 130 Jahre alten Traditionsmarke geführt hat, einen erfrischenden Cocktail mit Metaxa 12 Stars, Ginger Ale, ein bisschen Bitter und ganz viel Eis.

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Fotos: Jasmin Tomschi

Ich bin das erste Mal in Athen und noch etwas unsicher, was ich von der Stadt erwarten darf. Ginge es nach politischen Entscheidungsträgern, so Konstantinidou, soll Athen ja das neue Berlin werden. Die Athener selbst sind wirklich kein unfreundliches Volk, aber über solch lieblose Marketingmaßnahmen können sie nur beleidigt schmunzeln. Verständlich: Berlin ist über viele Jahrzehnte zu dem Berlin geworden, das wir heute kennen. Und so steht es auch um Athen – eine Stadt, deren alte Dekadenz ganz bewusst mit großflächigen Graffiti übermalt bzw. noch nicht wieder davon bereinigt wurde.

Man kann den Griechen viel nehmen, aber sie werden nicht aufhören, abends auszugehen.

Huity Konstantinidou, Hospitality, Heritage & Special Events Director von Metaxa

Es gibt Metropolen, die richten ihre Barkultur ganz offensichtlich an der Kaufkraft ihrer Elite und gut betuchter Touristen aus. In Athen fühlt sich die treibende Kraft anders an. Krise hin oder her – was sich die Griechen nie nehmen ließen, ist das Ausgehen. Sie sind sehr sozial und lieben es, sich unter Leute zu mischen. Tagsüber wird in aller Ruhe Kaffee getrunken, nach einem ausgiebigen Dinner trifft man sich mit Freunden. Je nach Wetterlage verschlägt es die Athener gegen 22 Uhr in Richtung Zentrum, an heißen Sommertagen auch erst um Mitternacht. Dort kostet ein guter Cocktail im Schnitt zehn Euro. Für alle, die früher kommen, aber trotzdem eine Weile bleiben wollen, läuten viele Bars zuvor eine Happy Hour ein.

Mehr Variation für die eigenen Leute

Während laut Konstantinidou in den 1990er-Jahren abends noch sehr viel Bier ausgeschenkt wurde, sind spannende, aufwändig inszenierte Cocktailkreationen seit ein paar Jahren kaum noch aus dem Athener Nachtleben wegzudenken. Die Stadt investierte in eine ernstzunehmende Barszene – und diese Bewegung gleicht nicht wie andernorts einer Krönung der lokalen Genusswelt, etwa aus Prestige-Gründen, sondern in erster Linie einer weiteren Unterhaltungsmöglichkeit für die eigenen Leute.

Klar wird diese Barszene zu einem wesentlichen Teil vom Tourismus getragen. Die Athener sind sich sehr bewusst darüber, dass aus diesem Trend längst ein fester Bestandteil ihres kulturellen Angebots geworden ist. Junge Griechen sind motiviert, sowohl ihren Landsleuten als auch Gästen aus aller Welt etwas Besonderes zu bieten. So entstand eine Bewegung und gesunde Competition, die Talente hervorbrachte, welche sich bei Wettbewerben messen können und sich mittlerweile auch auf internationaler Ebene einen Namen gemacht haben.

Die Qual der (Bar-)Wahl

Läuft man durch das Zentrum von Athen, findet man viele Straßen, in denen sich eine Bar an die nächste reiht. Fenster und Türen stehen offen, oftmals stehen DJs an Turntables – die Einladung ist sehr direkt. Für viele Athener wird es zum Lifestyle, sich in bestimmten Bars blicken zu lassen. Nicht unbedingt, weil man Cocktails mehr liebt als Bier und Wein, sondern weil man sich mit einem Vibe und der hiesigen Crowd identifiziert – gleiches Alter, gleiche Interessen und dergleichen mehr. Oder weil man schon viel von dem neuen Barmann gehört hat und auch mitreden will.

Ipitou: Insel mitten in Athen

Athen ist voll von flexibel konzipierten Etablissements, die ihren Charakter mit der jeweiligen Tages- und Nachtzeit verändern können. In einer ruhigen, autofreien Gasse nur zwei Minuten vom geschäftigen Syntagma-Platz findet sich unter gestreiften Markisen versteckt eine Bar, die von ihrer Aufmachung her eigentlich an einen Strand gehört.

Ipitou wurde 2015 eröffnet – als Cocktailbar, die im Winter nur sechs Tische, dafür im Sommer einen großen Außenbereich zur Verfügung hat. An einem heißen Freitag im Juli könnte man hier gegen 16.30 Uhr einen schwarzen Kaffee auf Eis trinken und dazu ein Buch lesen – oder an einem schattigen Plätzchen eine frühe Cocktailhour einläuten.

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ipitou drink - getraenke, gastronomie, events Eine Bartour durch Athen, Teil 1/2: Ipitou und The Clumsies

„Ipitou ist wie eine kleine Insel mitten in Athen“, so bringt es der prämierte Head-Bartender und heutige Mitbesitzer Dionysis Polatos treffend auf den Punkt. „Wir verwenden spezielle Premium-Spirituosen aus der ganzen Welt und mixen damit unsere Lieblingsklassiker – mit Twist.“

Die Hausempfehlungen reichen in der Karte über zwei Seiten. Ich entscheide mich für einen „Under the Bridge“ mit London Dry Gin, M DRY Mastiha (dem berühmten Likör aus dem Baumharz der Mastiha-Pistazienbäume, ein Produktbeispiel hier, Anm. d. Red.) , Salbei, Ananas, Birne und dem Vermerk, dass dieser Mix die Konzentration und das Gedächtnis fördert. Der „Pan’s Zombie“ mit exotischen Früchten, gealtertem Rum und Gewürzen hingegen ist ein Tribut an Griechenlands vergessene Götter.

Was schon an dieser ersten Adresse positiv auffällt: Noch bevor bestellt wird, kommt ein Glas Wasser auf den Tisch. Eine Geste, welche die Athener ebenso konsequent durchziehen wie das Servieren von Popcorn zu ihren Drinks. Präsentiert werden diese im Ipitou in kunstvoller Aufmachung, die ihren eigenwilligen Namen gerecht wird – inklusive Trinkhalm aus Bambus.

Ipitou The Bar
Ipitou 4-6
105 57 Athen

Erfolgreicher Export der Athener Barkultur: The Clumsies

2014 eröffneten Vasilis Kyritsis und Nikos Bakoulis ihre Ganztagsbar in einer strategisch günstigen Nachbarschaft nahe Monastiraki, wo es zu keiner Uhrzeit langweilig wird. Tagsüber gibt’s Kaffee und Lunch – etwa für diejenigen, die in der Gegend arbeiten. Abends präsentiert sich The Clumsies als geräumiger und trotzdem gemütlicher Hotspot für gute Drinks und als Teil einer Barszene, die ihre Identität in den letzten fünf Jahren komplett überdacht hat. „Begonnen hat alles, als griechische Bartender gemerkt haben, dass Bartending ein richtiger Job sein kann. Danach wurde viel gereist, gekostet und der Fokus auf die Qualität der Cocktails gelegt“, erinnert sich Kyritsis.

„Wir wollten eine Cocktailbar eröffnen, die sich zuerst an den Gepflogenheiten der Griechen und danach an einer internationalen Crowd orientiert“, setzt der unter anderem von „Tales of the Cocktail“ mehrfach ausgezeichnete Bartender fort. Mittlerweile lockt sein Lokal im Sommer wesentlich mehr Touristen als Einheimische an (70 vs. 30 Prozent). Kein Wunder: The Clumsies gelten als einer von Athens erfolgreichsten Exporten, dessen Erfolge bereits seit drei Jahren von „World’s 50 Best Bars“ ausgezeichnet wurden: 2015 mit Platz 22, 2016 mit Platz 9 und 2017 mit Platz 6.

Grundsätzlich entscheiden sich Gäste für The Clumsies, weil die Bar meist gut voll und die Atmosphäre entspannt ist. Man kann sich unterhalten, aber auch zur elektronischen Musik tanzen, die durch die modern dekorierten Räumlichkeiten schallt. Ein Pluspunkt: Die Kreationen sind sehr speziell, gehen aber trotzdem schnell über die Theke. „Wir sind ein High-Volume-Place. In einer guten Nacht schicken wir schon mal bis zu 600 Cocktails raus.“ Damit die Qualität nicht leidet, so Kyritsis, passiert im hauseigenen Lab viel Vorarbeit. Die steht dann in Flaschen mit Negroni-, Zombie- oder Old-Fashioned-Branding griffbereit. Und 2017 kam sogar ein eigener Wermut, Otto’s Athens Vermouth, ins Sortiment hinzu.

the clumsies - getraenke, gastronomie, events Eine Bartour durch Athen, Teil 1/2: Ipitou und The Clumsies

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Fotos: The Clumsies

Am Freitagabend kurz nach ein Uhr wirkt diese Bar fast wie ein Club, der sich langsam füllt. Am Tresen frage ich nach dem  Signature Drink, doch an dieser Adresse wird jeder Cocktail als Signature Drink gehandelt. Dann eben einen Mediterranean Gimlet – laut Karte mit der Zutat Greek Salad. Es handelt sich um einen Cordial aus Tomatenwasser, Gurke, Paprika, Oliven und Oregano, dem griechischen Salat nachempfunden.

„Das Gericht ist typisch für unser Land. Die Griechen lieben es genauso wie die Touristen. Wir spielen mit dem Geschmack und imitieren ihn in einem Cocktail“, erzählt Kyritsis. In Anspielung auf das Brot, das als Beilage zum Salat gereicht wird, stäubt der Bartender das gekühlte Glas sogar mit leicht salzig schmeckendem Mehl ein. „Uns ist es wichtig, einen stimmigen Gesamteindruck zu hinterlassen“, so Kyritsis. Dazu gehört eine jährlich wechselnde Liste aus komplexen und einzigartigen Mixen, für deren Konzeption sich The Clumsies einige Monate Vorlaufzeit nehmen.

The Clumsies
Praxitelous 30
105 61 Athen

Was uns noch empfohlen wurde:

Baba au Rum: Bar von Rum-Connoisseur Thanos Prunarus (mehr dazu in Teil 2)
The Gin Joint: Real Drinks For Genuine People
Barreldier: gute Adresse für Drinks mit Metaxa
The 7 Jokers Coffee & Cocktail Bar: Afterhour-Bartender-Treff mit Sperrstunde zwischen 4.30 und 6 Uhr

Teil zwei von Jasmin Tomschis Bericht über die Athener Barszene folgt am 24. August. 

Hinweis: Diese Pressereise nach Griechenland wurde von Metaxa durchgeführt. Die Reisekosten wurden vom Unternehmen übernommen. Auf den Inhalt der Berichterstattung wurde zu keinem Zeitpunkt Einfluss genommen.

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