Hyatt Catering: auf dem Weg zur eigenen Marke

von Jan-Peter Wulf
suttorp - management, gastronomie, food-nomyblog Hyatt Catering: auf dem Weg zur eigenen Marke

Mitverantwortlich fürs Catering in Berlin: Konstantin Suttorp. Foto: Redaktion

Mit dem Namen Hyatt verbindet man klassisches Hotelbusiness. Unter der Submarke „Hyatt Catering“ hat sich mittlerweile aber ein eigenständiges Zusatzgeschäft entwickelt, das allein in Berlin einen Millionenumsatz generiert – und zwar auch außerhalb des Hauses.

Der kleine, feine Unterschied zwischen dem Hotelbetrieb und dem Außer-Haus-Catering des Grand Hyatt Berlin, er vergegenständlicht sich im Jackentausch: Beim Gespräch im Restaurant trägt Konstantin Suttorp einen Anzug, fürs Foto schlüpft der „Assistent Director of Events“ des Hauses in die lässige Softshell-Jacke von Hyatt Catering. Im Catering-Geschäft löse man sich ein Stück weit vom gediegenen Hotel-Stil, erklärt er: „Wir stehen für die Leistung und die Servicequalität, die man von einem Fünfsterne-Hotel erwartet, aber wir bringen es locker rüber.“

Schritt für Schritt zur eigenen Marke

Schon seit fast 15 Jahren mischt man im bunten Berliner Catering-Markt mit. Angefangen hat alles 2006 mit ersten kleinen Events im „Haus Huth“, einem der wenigen historischen Gebäude am von Neubauten geprägten Potsdamer Platz. Etwas später ging man dazu über, auch größere Locations wie die Berliner Philharmonie mit Caterings zu bespielen. „Die Marke wurde Schritt für Schritt aufgebaut“, berichtet Suttorp, der seine Laufbahn im Kölner „Hyatt“ begann und 2012 nach Berlin kam. Heute richtet man rund 120 bis 150 Events im Jahr aus und rund ein Drittel des Umsatzes durch Events wird außer Haus erzielt – ein einstelliger Millionenbetrag.

Das Außer-Haus-Catering ist eine eigenständige Abteilung mit eigener Kostenstelle und eigenem Marketingbudget. Welches für 2020 noch einmal aufgestockt worden ist, um die Marke noch mehr nach außen tragen zu können. Drei Personen arbeiten im Verkaufsteam für das Außer-Haus-Catering, hinzu kommen ein Serviceleiter und ein Küchenchef. Das Küchenpersonal arbeitet sowohl für draußen in der eigenen Eventküche als auch drinnen fürs Hotel – je nachdem, ob eine Veranstaltung stattfindet oder nicht.

Überschneidungen zwischen innen und außen und mit ihnen Synergie-Effekte gebe es viele, so Suttorp: „Wir können natürlich viele bestehende Ressourcen nutzen, vom Marketingbüro über das Accounting bis zu HR.“ Auch die räumlichen Kapazitäten sind ein Vorteil: Braucht ein Event viel Vorbereitung, dann wird schon mal ein Bankettraum zur temporären Küche bzw. zur eigenen Produktionslinie.

Klar: Wenn es richtig groß wird, dann braucht man Hilfe von außen. Für größere Events – bis zu 3.000 Gäste bedient man mittlerweile – holt man sich Kräfte dazu: Zum einen greift man dann auf einen eigenen Pool von rund 50 studentischen Aushilfen zurück, die inhouse geschult werden, zum anderen auf Personal von Partnern. „Wenn wir ein 150-Personen-Catering haben, dann kann man grob sagen, dass 40 Prozent unser eigenes Personal sind und 60 Prozent ausgewählte Mitarbeiter unserer Partner“, erklärt Suttorp.

Zu den Partnern des Hauses zählen neben Straightforward (Personal) auch Petrus (Eventfloristik), Barracuda (Cocktail-Catering) sowie Phoenix (Mobiliar), um nur einige zu nennen. Mit vielen Partnern arbeitet man seit langer Zeit eng zusammen: Mit „Phoenix“ beispielsweise, die neben dem Möbelverleih auch eine eigene Schreinerei betreiben, realisiere man auch gemeinsame Lösungen – beispielsweise eine für das „Tellerstapel-Problem“. Die oft unschönen Türme auf dem Buffet kaschiert man durch ein maßgeschneidertes Buffetmöbel.

Individuelle Konzepte für jeden Kunden

Überhaupt: Maßgeschneidert ist das Stichwort. Eine Catering-Mappe, aus denen sich die Anfragenden ihr Eventpaket aussuchen, gibt es nicht – anders als im Bankettgeschäft des Hauses. „Wir bewerten jede Anfrage, das sind rund fünf bis zehn pro Woche, individuell, und schreiben ein individuelles Konzept zusammen mit unseren Partnern“, so Suttorp. Ist das Thema Fliegerei wie kürzlich bei einem Event, dann tritt das Team in entsprechend schicken Luftfahrt-Uniformen auf und die Speisen kommen per Trolley an die Tische. Möchte ein Kunde ein Zero-Waste-Catering, dann wird dieses vom nachhaltigen Trinkhalm bis zur Kohlrabischaumsuppe, der in der Kohlrabi selbst serviert wird, umgesetzt.

Wobei Nachhaltigkeit nicht allein ein Motto ist, sondern sich durch den gesamten Betrieb zieht: „Zero plastic“ gilt fürs ganze Hotel und auch fürs Catering – bis auf die Packfolie habe man das auch schon möglich gemacht, hier suche man noch nach einer guten Alternative, so Suttorp. „Nachhaltigkeit bedeutet, dass man wirklich jeden einzelnen Stein umdreht. Wir stehen hier alle in der Verantwortung“, findet er.

In 80 Locations – Tendenz steigend – finden derzeit die Caterings statt, vom ehemaligen Technoclub „E-Werk“, heute Eventlocation „ewerk“, über die „The Station“ und das „Schloss Charlottenburg“ bis hin zum „Deutschen Museum“ und der „Classic Remise“, Suttorps persönlicher Lieblingslocation, in der historische Fahrzeuge und Boote ausgestellt werden. Auch Events „janz weit draußen“, zum Beispiel auf einem idyllischen Brandenburger Schloss, wo man im vergangenen Jahr eine private Hochzeit ausrichtete – kein Problem.

Gemütlich: Pop-up auf dem Weihnachtsmarkt

Sogar auf den berühmten Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt hat man es geschafft, mit dem Pop-up-Restaurant „gemütlich“ (ca. 45 Plätze), das 2018 hier zum ersten Mal eröffnete und im vergangenen Jahr erneut. Auch für 2020 habe man sich beworben – das muss man jedes Jahr aufs Neue – und sei guter Dinge, dass es wieder „gemütlich“ wird, so Suttorp. Das Speisenkonzept: bodenständig, regional und alles kommt im Weckglas daher, vom Havelzander über die Ente bis zum Apfel-Zimt-Crumble. Vor dem Zelt wurde – das war eine Vorgabe des Weihnachtsmarktes – Wurst verkauft, das Team peppte das Angebot u.a. um ein vietnamesisches Bánh-mì-Brötchen mit Entenfleisch und eine vegane Bratwurst auf. „Die war der Renner“, berichtet Suttorp.

Das Berliner „Hyatt“-Outlet ist nicht das einzige, das Catering außerhalb des Hotels anbietet. Auch in Hamburg, Düsseldorf, Köln, Mainz und Frankfurt wird es angeboten – nur im zur Gruppe gehörenden Luxuskonzept „Andaz“ in München, erst 2019 eröffnet, noch nicht. „Die Kollegen in Hamburg bieten Caterings für bis zu 300 Personen an, kürzlich waren sie zum Beispiel in der Elbphilharmonie“, erklärt Suttorp.

Berlin ist derzeit aber der mit Abstand stärkste Standort und soll weiter wachsen: „Wir haben den Anspruch, als eigenes Unternehmen wahrgenommen zu werden.“ Dass dieses immer häufiger der Fall ist, zeigt sich laut Suttorp darin, dass er bei vielen Anfragen mittlerweile irgendwann zurückfragt, ob der potentielle Kunden auch einen Meetingraum brauche oder ob er schon Zimmer für die Gäste gebucht habe. Auf diese Weise wird über das Catering dann auch das Kern-Hotelgeschäft angekurbelt.

Hinweis: Auch dieses Portrait entstand bereits in Vor-Corona-Zeiten und erschien zuerst in Cooking + Catering Inside. Informationen zum aktuellen Hygienekonzept von Hyatt gibt es hier. 

Mehr Informationen:
www.hyattcatering.de

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