„Wie ein Theater: Unaufdringlich, aber inspirierend“ – im Gespräch mit Christian Schulz über das Schloss Schwante in Brandenburg

von Laura Klingenberg
schloss schwante - interviews-portraits, konzepte, gastronomie „Wie ein Theater: Unaufdringlich, aber inspirierend“ – im Gespräch mit Christian Schulz über das Schloss Schwante in Brandenburg

Idyllisch gelegen: „Schloss Schwante“

Immer mehr entdecken Berliner und Berlinbesucher die Gastronomie im schönen Umland der Hauptstadt für sich, schon ist von den „Berliner Hamptons“ die Rede, wenn es um Refugien rund um die Hauptstadt geht. Letztes Jahr waren wir zu Gast auf dem „Landgut Schönwalde“ und vor Kurzem besuchte unsere Autorin Laura Klingenberg das Spa-Hotel „Bleiche“ mit seinem Gourmetrestaurant „17fuffzig“ im Spreewald. Jetzt hat sie sich auf den Weg zum „Schloss Schwante“ gemacht, einem ehemaligen Gutshaus im brandenburgischen Schwante, rund 45 Kilometer vor den Toren Berlins. 

Seit diesem Jahr wird das Schlossrestaurant von Malena Baum und Przemek Schreck geleitet. Zusammen mit Küchenchef Antal Hidvegi (der zuvor u.a. bei „Kofler & Kompanie“ kochte) sorgen die beiden für das Wohl der Gäste. Kulinarisch setzen sie dabei nach eigenem Bekunden auf „feine traditionelle Landkost, modern ausgelegt, mit einer kräftigen Prise Gourmet”.

Hervorzuheben sind die regionalen Zutaten und Gerichte: Das „Schwanter Ackergemüse“, das „Gerupfte Brandenburger Landschwein” oder das „Rückensteak vom Weiderind” zeugen ebenso von der engen Zusammenarbeit mit lokalen Zulieferern wie der Ziegenkäse, den man aus der Ziegenkäserei Karolinenhof bezieht oder die Gerichte mit Fleisch vom hauseigenen schwarzen Wasserbüffel, der zeitlebens vor dem Schloss grasen durfte. 

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Betrieben wird das Schloss Schwante von Christian Schulz, der auch das „Berliner Amphitheater“ mit der „Strandbar Mitte“ und das legendäre „Clärchens Ballhaus“ leitet. Bei einem Dinner im Schlosspark hatten wir die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.

Herr Schulz, was können Sie uns über die Geschichte von Schloss Schwante erzählen?

Das barocke Schloss Schwante, einst Eigentum von Erasmus Wilhelm von Redern, wurde im Jahre 1743 erbaut und diente vielen Generationen als Gutshaus und Sommerfrische zugleich. Erbaut wurde es auf den Grundmauern einer ehemaligen Wasserburg, wahrscheinlich unter der Anleitung des berühmten Architekten Knobelsdorff. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte es verschiedenen Adelsgeschlechtern, unter anderem der Familie von Bülow. Heute besticht es vor allem mit seinem nostalgisch-charmanten Ambiente.

Wie kam die Verbindung zwischen dem Monbijoutheater, Clärchens Ballhaus und Schloss Schwante zustande?

Ich hatte 1998 begonnen, unter dem Namen „Hexenkessel Hoftheater“ sowie „Hexenkessel und Strand GmbH“ in Berlin Theater und später auch gastronomische Einrichtungen zu betreiben. 2002 eröffneten wir dann die Strandbar Mitte. Sie war damals die erste Strandbar in Europa. 2003 bis 2012 betrieben wir auch den „Oststrand“ und heute haben wir neben der „Strandbar Mitte“ auch das Restaurant „Altes Europa“, „Clärchens Ballhaus“, die „Märchenhütte“ und das „Amphitheater“.

Was haben Sie vor der Übernahme des Monbijoutheaters beruflich getan?

Ich war Schauspieler und hatte ein eigenes Theater, welches dann den Hexenkessel übernahm und das ich dann später in „Monbijoutheater“ umbenannte. Davor war ich Hausbesetzer, Tennistrainer und habe ein Psychologie Studium abgeschlossen

Das historische „Clärchens Ballhaus“ ist seit Ihrer Übernahme 2005 ein Dreh-und Angelpunkt für Kunst, Kultur und Gastronomie in Berlin. Inwieweit ähneln beziehungsweise unterscheiden sich Schloss Schwante und das Ballhaus?

Die Herangehensweise war sehr ähnlich: Das Historische herauszuarbeiten, ohne es zu übermalen. An beiden Orten kann man heute ausgelassen feiern und die alten glanzvollen Zeiten wieder erleben. „Schloss Schwante“ hat dabei die gehobenere Küche und die Zeit und Muse, sich ausgiebiger um den Gast zu kümmern. Zudem liegt das Schloss inmitten einer wundervollen Landschaft, in der man zur Ruhe kommen und frische Landluft atmen kann.

Würden Sie sagen, dass der Stil „Shabby Chic“, der ursprünglich von Ihnen für das Clärchens Ballhaus konzeptuell eingeführt wurde, auch auf Schloss Schwante zutrifft?

Die Kunst bestand darin, soviel wie möglich vom alten Charme des Schlosses zu belassen beziehungsweise hervorzuzaubern, was bereits in anderer Gestalt existierte. Wir versuchten also, den Geist der damaligen Zeit zu erfassen und zu konservieren. Heute spürt man in den verschiedenen Räumen das Alter und die Geschichte des Schlosses. Es wurde absichtlich nicht auf Glanz poliert und begeistert dadurch Besucher durch Gestalt und Geschichten.

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Antal Hidvegi - interviews-portraits, konzepte, gastronomie „Wie ein Theater: Unaufdringlich, aber inspirierend“ – im Gespräch mit Christian Schulz über das Schloss Schwante in Brandenburg

Das Küchenteam um Antal Hidvegi (links) setzt auf feine traditionelle Landkost, modern ausgelegt, mit einer kräftigen Prise Gourmet. Foto: Bernd Schönberger

Hatten Sie keine Sorgen, einen so großen Betrieb zu eröffnen, der 45 Minuten außerhalb von Berlin liegt? Wie leitet man eine Destination im Berliner Umland, welchen Ansprüchen muss man gerecht werden?

Das Schloss Schwante kann man wie ein Theater auffassen. Es ist unaufdringlich, aber inspirierend, sobald man es betritt. Zusätzlich wird der Besuch mit Angeboten zum selbständigen Genießen bereichert. Die Wiesen und Wege laden zu traumhaften Spaziergängen ein, der Wassergraben am Park und der Schlossteich zum Verweilen und Entspannen. Und neben dem Schlossrestaurant haben die Gäste die Möglichkeit, im Schloss zu übernachten. Im Herbst und Winter kommen dann noch die Kamine in den verschiedenen Sälen zum Einsatz und entführen die Gäste endgültig ins heimelig Märchenhafte. Unsere Gäste wissen um das besondere Angebot des Schlosses, bringen genug Zeit mit und wollen ausgiebig entdecken. Denn bei uns geht es ums Entdecken und Eintauchen in eine fantastische Welt, auf der gastronomischen Ebene oder eben die Unterhaltung betreffend.

Die Monbijoutheater GmbH leitet diverse weitere Gastronomie-Betriebe. Welche Effekte stellen sich ein, wenn man mehrere Betriebe leitet?

Es ergeben sich natürlich Synergien. Wir bieten mit Tanz, gutem Essen, ausgewählten Weinen, Übernachtungen, Konzerten und Theater an verschiedenen Orten ein kleines Universum an Unterhaltungen an. Ein Jeder findet hier etwas, was ihn anspricht und das Angebot ist vielfältig und reichlich.

Was planen Sie für die Zukunft von Schloss Schwante?

Wir arbeiten daran, dass durch ein vielfältiges Angebot für jeden Gast etwas dabei ist. Seien es kulturelle Veranstaltungen, Theater, Vorträge, klassische Musik oder Filmabende. Zudem planen wir, drei bis vier schlosswürdige Feste durchzuführen. Gastronomisch wollen wir die gehobene bürgerliche Küche, oder, wie wir es gerne nennen, „feine Landkost“ etablieren. Der Gast soll wissen, dass er jederzeit sorgfältig zubereitete Speisen, mit gutem Service in einer besonderen Umgebung erwarten kann und es ein lohnendes Ziel ist, sich in Schwante ein wenig verwöhnen zu lassen. Wir legen besonderen Wert auf saisonale und regionale Produkte, die die Region stärken, kurze Wege garantieren und deren Frische tatsächlich erschmeckt werden kann. Dazu servieren wir sorgfältig ausgesuchte Weine – mit einer Vorliebe für deutsche Prädikatsweine, die den Genuss abrunden und davon zeugen, dass wir wissen, was wir tun.

Was würden Sie denjenigen raten, die im Berliner Umland einen gastronomischen Betrieb eröffnen wollen?

Bringen Sie viel Zeit, Ausdauer und Begeisterung mit!

Vielen Dank, Herr Schulz.

Schloss Schwante
Schlossplatz 1-3
16727 Oberkrämer OT Schwante

Öffnungszeiten:
Freitag bis Sonntag und an Feiertagen 11 bis 24 Uhr, warme Küche 12 bis 21 Uhr 

www.schloss-schwante.de

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