Spaghetteria, Berlin: Pastakultur im Kollwitzkiez

Niederländisches Konzept mit erstem Standort in Deutschland

von Jan-Peter Wulf
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Fotos: Redaktion

 

Ein Gastrokonzept aus den Niederlanden, mit Fokus auf frische Pasta alla Italia, platziert im Prenzlauer Berg – das klingt interessant und macht uns neugierig: Wie funktioniert’s und wie schmeckt’s? Wir haben einen Familientisch reserviert.  

Freilich kann man sich Pasta sehr einfach zu Hause zubereiten. Allein daraus entsteht wahrlich noch kein gastronomischer „reason why“. Nudeln mit Pesto habe er ja selbst im Studium (Verhaltensökonomie) ständig gegessen, fast täglich, sagt Thomas Rolink. Der Niederländer, der mit seiner Körpergröße im Land der längsten Menschen der Welt kaum auffallen dürfte, steht in seinem hell erleuchteten Restaurant im Prenzlauer Berg und lächelt uns an: Es sei aber eben doch was anderes, was man hier biete. Hier, das ist die Spaghetteria, ein Ableger des aus Amsterdam stammenden Pastabar-Konzepts.

Dort gibt es schon neun Läden, fünf weitere befinden sich in Utrecht und Rotterdam. Die Teigwaren werden in der unternehmenseigenen Manufaktur, dem „laboratorio“ in den Niederlanden  – Bilder an den Wänden geben Einblicke – gefertigt, verwendet werden dafür zwei Sorten Bio-Mehl von Kleinproduzent*innen aus der Toskana und Umbrien. Die frischen Pasta werden schockgefroren und nun auch bis nach Berlin verbracht. Just als wir ankommen, steht ein Transporter vor der Tür und das gesamte Team trägt viele Kartons ins Warenlager, auch der Chef packt an.

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Rechts im Bild im Bild: Oliver Bierhoff.

original 1158f877 58a7 43f3 8acb a7c20429b5c4 PXL 20220827 160113046 - konzepte, gastronomie, food-nomyblog Spaghetteria, Berlin: Pastakultur im KollwitzkiezNeues Projekt 19 - konzepte, gastronomie, food-nomyblog Spaghetteria, Berlin: Pastakultur im Kollwitzkiez„Spaghetteria“: ein Franchise? Der Online-Auftritt ist einheitlich gestaltet. Nein, nicht wirklich, antwortet Rolink, der vor seiner Gastro-Selbständigkeit u.a. in der Foodindustrie tätig war. Man arbeite zwar mit Holland zusammen, aber es sei ihr eigenes Restaurant (er betreibt es zusammen mit Giacomo Mattogno, der aus Rom stammt) und das Konzept gestalte man nach eigenen Vorstellungen. Die frische Ware jenseits der Pasta kommt aus der Region bzw. von eigenen Lieferanten. Das Menü ist individuell und wechselt nahezu täglich: Heute gibt es u.a. Ravioli mit Büffelricotta-Füllung, Tagliatelle mit Muscheln, Spaghetti mit Moschuskraken und Pappardelle mit in Rotwein gekochtem Damhirsch-Ragout.

Klingt alles lecker und den Ratschlag, halbe Portionen zu bestellen, nehmen wir gerne an, denn so können wir fast alles probieren. Mit frischer Pasta ist es halt so: Sie schmeckt anders, sie riecht anders, sie fühlt sich anders an. Alle Sorten überzeugen und ganz besonders gefallen uns die Tagliatelle. Die „Toppings“ sind ebenso ordentlich, besonders die Moschuskraken passen perfekt zu den dunklen Sepiaspaghetti.

Doch, es gibt auch Pasta für die Kids

Was uns beim Blick auf die Karte auffällt: Es scheint keine Kindergerichte zu geben. Im Prenzlauer Berg? Direkt am Kollwitzplatz?! Rolink kommt kurz drauf zu uns an den Tisch und sagt: „Es gibt auch Gerichte für Kinder.“ Penne mit Tomatensauce oder mit Buttersauce. Ah. Sie stehen eben nur (noch) nicht auf der Karte, man empfehle sie am Tisch bisher persönlich, wenn dort kleine Gäste Platz nehmen. Auch die Getränkekarte bildet nicht alles ab, was im Angebot steht. Nun: Die Kinder sind happy, besonders weil ihr Extrawunsch, Spaghetti statt Penne, für die „Spaghetteria“ kein Problem darstellt. Ob das in einem hierarchisch geführten Franchise-Konzept auch so wäre?

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Hinweise: Hier abgebildet sind halbe Portionen.

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Wo ist Rudi? 

Bleibt nur noch eine Frage offen: Warum hängt ein Bild von Oliver Bierhoff an der Wand? „Wir wollten eine Verbindung zwischen Deutschland und Italien schaffen“, erklärt Rolink. Okay. Verstanden. Hm. Da gibt es aber Legionäre, die deutlich mehr al dente sind. Wie wäre es mit Rudi Völler? Der trug beim AS Rom einst ein Trikot mit Pasta-Werbeschriftzug. Vielleicht im Doppelportrait mit einem gewissen Frank Rijkard? Das würde doch eine schöne Klappbrücke nach Holland bauen.

Im Ernst: Es ist ein interessantes Konzept, das sich bestimmt gut weiter entwickeln wird und das sich im kinderreichen Kiez, zudem touristisch hochfrequentiert, etablieren kann. Und vielleicht schon bald an weiteren Standorten? 

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