4 Impulse für einen nachhaltigen Restart in Gastronomie und Hotellerie

von Gastautor
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Endlich eine Wiedereröffnungs-Perspektive beziehungsweise: konkrete erste Re-Opening-Schritte. Vor diesem Hintergrund wollen wir die Frage stellen: Wie lässt sich das so wichtige Thema Nachhaltigkeit damit in Verbindung bringen, sprich der Neustart nachhaltig gestalten? Das haben das Team von TUTAKA aus Hamburg gefragt, Expert*innen für Nachhaltigkeit im Gastgewerbe. Hier ist ihre Antwort: 4 Impulse von Charlotte Opatz, Sustainable Transformation Consultant. 

Wie wir die aktuelle Situation beschreiben: Ein Pendeln zwischen den Gefühlen. Zwischen Aufbruchstimmung und Neuanfang, Existenzangst, Ohnmacht und Verwirrung. Viele von uns, also Dienstleister*innen für das Gastgewerbe und Gastgeber*innen selber, haben das vergangene Jahr mit Ach und Krach überstanden, manche mussten lang geliebte Orte des Speisens und Zusammenkommens schließen, umdenken und sich neu finden. Passend zu dem lang ersehnten Sonnenschein stehen jetzt erste Öffnungen von Gastronomie, Hotellerie und der Kulturszene an.

„Endlich!“ sagen wir von TUTAKA, Gastgeber*innen und Gäste. Öffnungen, ganz sachte, aber mit Vorfreude auf einen Sommer, in welchem man wieder zusammen kommt.

Doch wie geht es jetzt weiter? Und wie kann ein nachhaltiger Restart aussehen? Lasst uns Euch dafür an einem kurzen Gedankenaustausch teilhaben.

Wenn das Ungemütliche gekommen ist, um zu bleiben

„Haben wir aus dieser Pandemie für die Bewältigung von neuen Krisen gelernt und wenn ja, was?”  Diese Frage stellen wir uns seit einiger Zeit. Der Mitbegründer von Scientists for Future, der Arzt und Kabarettist  Eckart von Hirschhausen, fasst die Situation passend zusammen: „Wir sind nicht die zufälligen Opfer eines fiesen Virus, sondern diese Pandemie ist eine Katastrophe mit Ansage, wie es auch für die beiden anderen Krisen [Artensterben und menschengemachter Klimawandel] gilt.”

Was genau er mit dieser Ansage meint? Die Erkrankungen, die aus dem Tierreich auf uns Menschen übertragen werden, sogenannte Zoonosen (bspw. auch HIV, die Vogelgrippe oder Ebola) werden durch unsere Zerstörung von Ökosystemen verstärkt. Genau deshalb trägt ein ganzheitliches, nachhaltiges Handeln konkret zu der Vermeidung von Krankheiten und anderer disruptiver Ereignisse bei. Und genau deswegen ist „business as usual“ keine Option. (Mehr dazu hier).

Business as usual ist keine Option

Corona ist der Status quo, doch unsere Branche wäre nicht unsere Branche, wenn sie nicht voller kreativer, inspirierender und nachhaltiger Lösungsansätze wäre. Als Treiber von radikalen Veränderungen und mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Miteinander kann das Gastgewerbe eine lebenswerte Zukunft fördern und als Ort des Austausches (f)utopische* Ideen umsetzen. Die Gastro Utopie der F&B Heroes liefert Inspiration – genauso wie hoffentlich unsere vier Impulse für einen nachhaltigen Restart.

Impuls 1: Haltung zeigen

Beim Gastgeben geht es nicht nur um das Erleben von neuen Geschmacksrichtungen, Cocktailkreationen, wohltuenden Übernachtungen und Erholung sondern auch um gemeinsame Werte, den Mut zur Veränderung und eben auch darum, Haltung zu zeigen. Es ist nicht mehr zeitgemäß, auf Kosten der Natur und unserer Mitmenschen zu wirtschaften.

Wir wollen besondere Gäste Erfahrungen kreieren und damit Geschichten erzählen. Doch oft wird Nachhaltigkeit – auch unbewusst – mit Verzicht übersetzt. Verzicht auf Konsum zum Beispiel. Aber was wäre, wenn wir versuchen, dieses Narrativ zu ändern und unsere Einstellung gleich mit? Qualität vor Quantität wäre ein guter Start. Oder der Gewinn von mehr Lebensfreude und Wohlbefinden durch einen bewussteren Umgang mit Ressourcen?

Hier sind drei Ideen, wie Gastgeber:innen bei ihrem nachhaltigen Neustart Haltung zeigen können:

  • Diversität und Chancengleichheit leben und dabei das Wohlbefinden von Mitarbeiter:innen und Gästen in den Mittelpunkt stellen. Das 100/200 aus Hamburg macht vor, wie es geht.
  • Greenwashing und Klischees vermeiden. Transparent und ehrlich kommunizieren und zwar Erfolge und Verbesserungspotenziale gleichermaßen. Da geht ein Lob an die Koncept Hotels raus!
  • Biodiversität schützen und Gäst*innen und Mitarbeiter:innen über die großartigen Dienstleistungen unserer Natur, sogenannte Ökosystemleistungen, aufklären. Diese schaffen nämlich die Basis für unsere lebenswichtigen Bedürfnisse, wie z.B. den Zugang zu Wasser und frischer Luft. Das Gutshaus Stellshagen z.B. lebt im Rhythmus mit der Natur – hoteleigene Bioland Landwirtschaft, ein durch Kiesfilter natürlich gereinigter Naturbadeteich, der hauseigene Kompost, und vieles mehr.

Impuls 2: Zusammen verändern

Die Pandemie hat uns gezeigt, dass Widerstandsfähigkeit und Durchhaltevermögen auf gemeinsamen Handeln und Solidarität basiert. Wenn wir zusammenarbeiten, unser Wissen teilen, inspirieren, motivieren und Best Practice Beispiele austauschen, können wir eine Kultur der Transparenz und der Zusammenarbeit aufbauen. Gemeinsam ist es viel leichter, einen echten, nachhaltigen Wandel voranzutreiben. Beispielsweise zusammen mit Kooperationspartner:innen wie Greentable, Die Gemeinschaft oder Green Pearls und Biohotels. Unsere Branche ist voller Gemeinschaftssinn. Darauf sollten wir aufbauen.

Impuls 3: Die Jungen fördern

Die Förderung von Talenten spielt eine wichtige Rolle in der Gestaltung von einer nachhaltigen Zukunft. Insbesondere jetzt sollten wir den jungen Menschen eine Perspektive bieten, ihrem Tatendrang Raum zu geben. Viele von ihnen haben ihre Schulabschlüsse gemacht, orientieren sich um oder befinden sich mitten in der Ausbildung, die sie in den vergangenen Monaten weder geschult noch gefördert hat. Doch nicht nur deswegen sollten wir jetzt zum Restart Auszubildende mehr als je zuvor ins Rampenlicht stellen. Die Branche braucht eine neue Generation von Gastgeber:innen, die zukunftsorientiert und mit Mut handelt und Gast gibt. Ein Applaus an dieser Stelle an das Restaurant Klinker für ihren Azubi Takeover.

Impuls 4: Produkte mit Mehrwert anbieten

Ein nachhaltiger Restart wird nicht nur begleitet von dem Mut, neue Strukturen anzustoßen, sondern auch von einer nachhaltigen Produktauswahl. Besonders die Lieferketten in unserer Branche haben ein immenses Potenzial für positiven Wandel, insbesondere durch die großen Volumen, die Gastgeber:innen abnehmen. So kann viel bewirkt werden: Klima-und Artenschutz zum Beispiel. Oder faire und würdige Arbeitsbedingungen sowie zirkuläre Materialkreisläufe.

Vorhang auf für einige ecoistische Alleskönner, die einen nachhaltigen Restart erleichtern:

  • Hygienekonzepte und Sicherheitsabstände sind mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Auf unserem Marktplatz bieten wir Trennwände aus recyceltem Karton mit einem durchsichtigen Fenster aus Schutzfolie an, die im übrigen mit der Überbrückungshilfe III absetzbar sind.
  • Noch nicht alle Restaurants und Gaststätten können öffnen. Manche haben zum Beispiel keine Freifläche, die sie bewirten können. Take Away ist also nach wie vor die einzige Einnahmequelle. Wir haben letztens drei Mehrweglösungen getestet, die Gäst*innen als Option zur Verfügung gestellt werden könnten und unsere Ergebnisse auf unserem Blog präsentiert. Wenn es „Einweg“ sein soll, dann bitte eco. Diese essbaren Suppen– und Eislöffel sehen nicht nur schön aus, sondern bringen noch den extra Crunch und bilden gemeinsam mit Snackbeuteln aus Graspapier oder Pizzakartons aus Bagasse ein unschlagbares Team.
  • Stichwort Team: Motivierte Mitarbeiter:innen sind nicht nur bei einem Neustart wichtig. Nachhaltige Arbeitskleidung, hergestellt z.B. aus recycelter Hotelbettwäsche sind wunderbare Begleiterinnen für den Arbeitsalltag im Restaurant oder Hotel.
  • Wer sich zukunftssicher aufstellen möchte, kommt an Energieeffizienz nicht vorbei. Eine Energieberatung, bspw. von bluecontec, hilft dabei aufzuzeigen, wo der CO2 Fußabdruck vermindert werden kann – und so auch Kosten gespart werden können. Diese wird übrigens zu 80% gefördert.

Und jetzt: „Bring your test, bring your mask (& vielleicht noch Hut, Stock & Regenschirm)“, wie der „Klunkerkranich“ es aus Berlin kund tut und lasst uns re-starten: mit Haltung, zusammen, die nächste Generation ins Rampenlicht stellend und mit vielen nachhaltigen Produkten! Auf einen Sommer, der uns zusammenbringt und eine lebenswerte Zukunft fördert.


TUTAKA wurde im August 2018 von Franziska Altenrath und Alexandra Herget gegründet. Die Nachhaltigkeitsberatung TUTAKA Island markiert den Anfang der Gründungsgeschichte. Im Frühjahr 2019 folgte der Launch eines digitalen Marktplatzes, der Einkauf für Gastgeber*innen einfach macht, indem Produkt einer Prüfung entlang des gesamten Produktlebenszyklus unterzogen wird. Vom Design über verwendete Materialien,  Ressourceneinsatz bei der Herstellung, Produktionsbedingungen, Transportwege und -mittel, Nutzung bis zum End-of-Life-Szenario.

*#futopia ist eine Methode, die wir in unserer Agenturarbeit anwenden. Futuristische Utopien – ein Blick in die Glaskugel mit dem Gedanken, wie wir uns die nachhaltigste und aufregendste Zukunft vorstellen.

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