Digitalisierung der Gastronomie, Teil 1/5: Wie du als Betreiber*in davon profitierst

von Jochen Stähler

PXL 20201021 135955653. exported 1666 16032916668332 - medien-tools, gastronomie Digitalisierung der Gastronomie, Teil 1/5: Wie du als Betreiber*in davon profitierst

Foto: RedaktionDas Wort Digitalisierung umfasst ein riesiges Themenfeld. So groß, dass viele von uns Schwierigkeiten haben, noch durchzublicken. Einigen flößt der Begriff Respekt, manchmal sogar Angst ein. Die gute Nachricht: Du musst nicht über alles, was irgendwie mit Digitalisierung zu tun hat, Bescheid wissen. Viel wichtiger ist, dass du für deinen Gastronomiebetrieb Bescheid weißt. 

In seiner fünfteiligen Serie zeigt Jochen Stähler, Ex-Gastronom und Autor von Gastro.Digital, wie Betriebe ihr eigenes Digitalkonzept erfolgreich auf- und ausbauen. Der vorliegende erste Teil dient als Einführung und will dir helfen, dass du als gastronomische*r Leser*in Bescheid weißt,

  • in welchen Bereichen die Digitalisierung für dich von Nutzen sein kann
  • welche Tools für dich sinnvoll sind
  • welche Anbieter dich gut unterstützen können
  • wie du dich auf Veränderungen in deinem Unternehmen und seiner Prozesse vorbereitest
  • wie du das Verhältnis zwischen Ertrag und Investition optimierst
  • wo die Grenzen der neuen Technologien (noch) liegen
  • wie du dich vor Gefährdungen wirksam schützt

Los geht’s!

Welche Rolle die Digitalisierung in deinem Unternehmen einnimmt

Was ist das Wichtigste für dich als Unternehmer*in? Nicht die Webseite, nicht die vernetzte Kasse, nicht dein TripAdvisor-Profil. Am wichtigsten ist: dein Gewinn. Denn üblicherweise gehst du morgens zur Arbeit, um damit Geld zu verdienen.

Außerdem extrem wichtig: Die Zufriedenheit von dir und deinen Mitarbeiter*innen. Dazu steuern alle Bereiche deines Unternehmens etwas bei: Besonders zufrieden seid ihr, wenn das, was ihr macht, zu euren Kenntnissen und Neigungen passt, wenn ihr ein gutes Team seid, wenn die Betriebsabläufe gut organisiert sind – und das tägliche Geschäft „rund“ läuft. Und wenn dein Unternehmen für die Veränderungen der Zukunft gut aufgestellt ist.

Das dritte besonders wichtige Element ist die Zufriedenheit deiner Gäste. Schließlich generierst du mit ihnen deinen Umsatz. Also sollen deine Gäste dein Angebot gut finden und möglichst häufig in Anspruch nehmen. Dabei ist es ganz wichtig, zu definieren, wen du mit deinen Leistungen ansprechen und zum Gast machen willst und wen nicht. Danach gilt es, treffsichere Konzepte für die Vermarktung an die Zielgruppe zu entwickeln, die Gäste mit dem zu bewirten, was du ihnen in Aussicht gestellt hast, und am Ende Maßnahmen zu ergreifen, damit sie öfters wiederkommen bzw. sogar zu Stammgästen werden.

Die Rolle der neuen Technologien innerhalb dieses magischen Dreiecks aus Dein Gewinn, Zufriedenheit von dir und deinen Mitarbeiter*innen und der Zufriedenheit der Gäste ist ganz eindeutig: dich bei der Optimierung aller drei Elemente zu unterstützen!

Zum Glück sind die Technologien, die sich für die Gastronomie wirklich eignen, vergleichsweise einfach zu verstehen: Gastro-Betriebe wollen weder selbst fahrende Autos bauen noch weltweit mit Waren handeln, sondern stellen typischerweise erheblich kleinere, gut handelbare Einheiten dar. Das heißt für dich: Digitalisierung ist gar nicht so kompliziert.

Im Überblick – Einsatzfelder für neue Technologien

Apps, Algorithmen, Datenbanken, Netzwerke und vernetzte Geräte bieten in alle Bereichen deines Business wertvolle Unterstützung, um dein Geschäft auszubauen, deine Serviceleistung zu verbessern und um effizienter und produktiver zu arbeiten.

Mit den Tools fürs Online-Marketing kannst du dein Lokal attraktiv und mit allen Facetten deines Serviceangebots genau den Menschen präsentieren, die nach einem entsprechenden Angebot suchen. Dafür stehen dir eine Vielzahl an Kanälen offen, von denen du viele sogar kostenfrei nutzen kannst und die es dir auch erlauben, mit deinen Gästen in Dialog zu treten, um mehr über ihre Bedürfnisse zu erfahren und sie enger an dein Restaurant, dein Café oder deine Bar zu binden. 

Reservierungen und Außer-Haus-Lieferungen lassen sich automatisiert managen, was die Abwicklung dieser Prozesse vereinfacht und beschleunigt, damit mehr Zeit fürs Wesentliche bleibt.

Moderne Kassensysteme sind leicht zu bedienen, mit wenigen Klicks an Veränderungen in der Karte angepasst, und ermöglichen es selbst ungelerntem Personal, Bestellungen problemlos aufzunehmen, den Gast kompetent zu beraten und korrekt zu kassieren – und zwar auch dann, wenn ein großer Tisch getrennte Rechnungen verlangt. Zusätzlich sind sie wertvolle Instrumente zur Analyse von „Rennern und Pennern“ auf deiner Karte und können sogar voraussagen, wie viel Umsatz du in der Zukunft machen wirst. So kannst du wirklich bedarfsgerechte Schichtpläne erstellen und deinen Lagerbestand optimieren.

Der Einsatz von Tools zur Digitalisierung von Einkauf und Warenwirtschaft unterstützt dich dabei, Verderb zu minimieren und leistet damit einen echten Beitrag, um dein Business nachhaltiger zu machen. Durch die Verknüpfung von Kasse, Einkauf, Warenwirtschaft, Kalkulation und Buchführung identifizierst du Potenziale zur Kostensenkung in der Küche und an der Bar. Außerdem automatisierst du große Bereiche deines Rechnungswesens, schaffst dir lästigen Bürokram vom Hals und sparst Geld beim Steuerberater.

Auch für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter*innen gibt es spannende Apps, über die du ganz unkompliziert Talente kennenlernen kannst – mit deutlich höherem Fun-Faktor als jede Stellenanzeige. Systeme zur Schichtplanung und Arbeitszeiterfassung schließlich vereinfachen das Schreiben der Dienstpläne, helfen die Stundenkontingente deiner Mitarbeiter*innen im Auge zu behalten und liefern automatisch wohl geordnete Daten an die Lohnbuchhaltung. 

Systeme optimal vernetzen

Bereits für sich genommen leisten einzelne digitale Tools einen wichtigen Beitrag, um dein Unternehmen voranzubringen. Ihren vollen Nutzen entfalten sie, wenn sie optimal miteinander vernetzt sind. „Optimal“ bedeutet in diesem Fall, dass Nutzen und Kosten im richtigen Verhältnis stehen. Diese Balance hängt von den individuellen Gegebenheiten im Betrieb ab.

Als Faustregel gilt: Je größer der Betrieb, desto stärker sollten die Tools miteinander vernetzt sein. Denn in besonders großen Betrieben können eine Menge Handgriffe eliminiert und Fehler vermieden werden, sodass sich der Aufwand für die Installation und Vernetzung der Systeme besonders schnell amortisiert.

Herausforderungen der Digitalisierung

Ein derart radikaler Wandel im Denken und Handeln, wie ihn die Digitalisierung hervorgebracht hat, birgt aber neben Chancen auch eine Reihe von Herausforderungen. Hier einige der wichtigsten Challenges:

  • Unzureichende Vorbereitung der Organisation auf die technische Komplexität
  • Verunsicherung, welche Neuerungen für das Unternehmen richtig und wichtig sind
  • Schwierigkeiten bei der Suche nach Informationen und Ansprechpartnern
  • Unsicherheit darüber, wie die Kosten für die zusätzlichen Ausgaben in neue Technologie wieder eingespielt und Fehlinvestitionen vermieden werden können
  • Die Mitglieder der Organisation brauchen Zeit, um sich das erforderliche Wissen anzueignen und Routinen im Umgang mit dem Neuen zu entwickeln
  • Angst vor der Technokratisierung bzw. Entmenschlichung der Arbeitswelt
  • Wahrnehmung neuer Geschäftsmodelle als Bedrohung, weil diese nicht richtig verstanden werden, gleichzeitig den Markt aber massiv verändern
  • Unerfreuliche Begleiterscheinungen der Digitalisierung, v.a. in den sozialen Medien und auf den Bewertungsportalen: respektlose Kritiken, Fake News, manipulierte Kundenbewertungen, Mobbing-Kampagnen usw.
  • Cyberkriminalität

Die Herausforderungen der Digitalisierung sind vielfältig. Aber sie lassen sich meistern: Durch Strukturierung des komplexen Themas, durch Identifikation der relevanten Handlungsfelder für dein Unternehmen, durch Aneignung des erforderlichen Wissens und mit den richtigen Partnern, die kompetente Unterstützung bieten.

Im zweiten Teil dieser Reihe geht es ums wichtige Thema Personal finden für den Restart – und wie Digitalisierung dabei hilft. Weitere Themen der Reihe:

  • Behalte deine Touchpoints im Auge! – Die Kernelemente des Online-Marketings
  • Kosten sparen und Effizienz steigern mit vernetzten Systemen – Case Study
  • Amazon gibt’s auch für die Gastronomie – Zeit und Geld sparen beim Einkauf

 

Wo steht dein Betrieb bezüglich der Digitalisierung heute? Wo siehst du die größten Herausforderungen der kommenden Monate? Mach mit bei unserer Umfrage – sie dauert nur 2 Minuten!

Was du davon hast? Nachdem du deine Antworten gegeben hast, kannst du sofort die Antworten der anderen User sehen. Die komplette Auswertung nach Abschluss der Befragung findest du auf meinem Blog digygastro.de. Du kannst die Ergebnisse perfekt zum Vergleich deiner Situation mit der in anderen Betrieben nutzen. Außerdem hilfst du mit deiner Einschätzung dabei, das Informations- und Beratungsangebot bedarfsgerecht auszubauen, denn die Infos  fließen in die Themenauswahl auf meinem Blog ein.

Wie du in deinem Betrieb die Chancen der Digitalisierung nutzen kannst, welche Tools und Anbieter dich unterstützen und wie du dich vor Fehlinvestitionen und Gefahren wirksam schützt, erläutert Jochen Stählers Buch GASTRO.DIGITAL. Der systematisch aufgebaute Ratgeber mit vielen Praxisbeispielen ist in der dfv Mediengruppe Fachbuch erschienen. Du bekommst ihn im Buchhandel, bei Amazon oder im dvf-Shop für 29,90 Euro.

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