Dennis Grote, yaya Münster: „Die Technik ist da, um das Erlebnis für den Gast so angenehm wie möglich zu gestalten“

So funktioniert eines der ersten mit Robotern kochenden Restaurants Deutschlands

von Jan-Peter Wulf
Dennis - medien-tools, konzepte, gastronomie Dennis Grote, yaya Münster: „Die Technik ist da, um das Erlebnis für den Gast so angenehm wie möglich zu gestalten“

Dennis Grote. Foto: Unternehmen

2022 ist zweifellos das Jahr, in dem Roboter die deutsche Gastronomie erreicht haben: Wir sehen sie mit putzigen Katzengesichtern auf dem Display durch Wirtshäuser und Restaurants fahren und Speisen an- und abtransportieren – oder sie übernehmen in Küchen Zubereitungsschritte. Der gewünschte Effekt: Entlastung des Teams, weniger Personalkosten, mehr Effizienz in den Abläufen.  

So im neuen yaya – world of bowls in Münster: Dort werden die Schalengerichte von einem komplett selbst entwickelten Roboter zubereitet, dem „yaya-bot“. Bis zu 140 Gerichte pro Stunde schafft er. Hinter dem innovativen Projekt, dessen Invest bei rund 1,5 Millionen Euro liegt, stehen Dennis Grote und sein Bruder Kevin, Gesellschafter der Bielefelder GOP Entertainment Group mit 900 Mitarbeitenden. GOP betreibt Varietétheater in sieben Städten, hat eine Künstler*innenagentur plus zwei Großraumdiskotheken – man könnte auch sagen: ein sehr von Menschen und ihren Talenten lebendes, personalintensives Unternehmen.

Wie kommt man ausgerechnet von dort zu einem Roboter-Restaurant, das mit weniger Personal auskommt? Ist es am Ende weniger widersprüchlich, als man vielleicht zunächst denkt? Wir haben mit Dennis Grote gesprochen.

Dennis, wie beschreibt ihr euer Konzept Menschen, die zum ersten Mal bei euch zu Gast sind? 

Wir sind ein einzigartiges gesundes Fast-Food-Konzept, bei dem du dir aus einer großen Auswahl aus gesunden Bowl-Alternativen deine individuelle Bowl ganz nach Geschmack zusammenstellen kannst. Unser „yaya-bot“ bereitet dir dein Essen in immer gleichbleibenden Qualität und höchsten Hygienestandards schnell zu. Unsere freundlichen Mitarbeiter verfeinern deine Bowl dann mit den von dir gewählten Toppings. Ganz nach deinem Geschmack.

Bekommen die Gäste das besondere Herstellungsverfahren der Speisen eigentlich immer mit?

Die meisten Gäste nehmen den Roboter wahr. In der Mittagszeit, wenn es voll wird vorm Roboter und eine Person anfängt zu filmen, wird die Aufmerksamkeit größer und alle interessieren sich plötzlich dafür, wie der Roboter genau funktioniert. Wir haben ihn mit Absicht etwas in den Hintergrund gestellt, weil es uns wichtig ist, dass die Technik nicht der Technik wegen dort ist, sondern um das Erlebnis für den Gast so angenehm wie möglich zu gestalten. Heißt konkret: gleichbleibende Qualität zu fairen Preisen.

Wann und wie fiel die Entscheidung eigentlich, auf Robotik zu setzen? Anders gefragt: Habt ihr zuerst den „yaya-bot“ entwickelt und dann die Gastronomie oder umgekehrt? 

Wir haben uns mit Beginn der Corona-Pandemie gefragt: Was sind die aktuellen Herausforderungen in der Gastronomie? Da stand und steht an erster Stelle ganz klar der Fachkräftemangel. Aus der Überlegung heraus haben wir dann versucht, eine Lösung zu entwickeln, die auch unter dem Fachkräftemangel Bestand hat. Weiterhin sind wir selbst viel unterwegs haben oft wenig Zeit und ernähren uns deshalb oft ungesund. Wirkliches Fast-Food, bei dem man sich sicher sein kann, dass man nur eine viertel bis halbe Stunde in der Lokalität verbringt, ist weitergehend immer noch ungesund. Wir wollten auch hierfür eine Lösung schaffen. Dann sind wir auf die Idee gekommen, ein digital gemachtes Restaurantkonzept zu erschaffen, bei dem wir möglichst viele Prozesse automatisieren. Erst später in unseren Gedanken ist der „yaya-bot“ dazu gekommen.

Wie lange dauerte der Prozess der Bot-Entwicklung und wie gliederte er sich? 

Die Idee haben wir im März und April 2020 entwickelt. Im Juni begann die Suche nach Maschinenbauern, im Oktober 2020 fanden die ersten Gespräche mit Maschinenbauern statt und parallel schon die Maschinenentwicklung.  Anfang 2021 begann das Probekochen mit Prototypen und ging bis 2022 hinein. Anfang 2022 haben wir mit dem Ladenbau in Münster begonnen, im Mai den Roboter integriert und Juni eröffnet. 

Welche Herausforderungen, Hürden bzw. Überraschungen gab es unterwegs?

In der Zeit der Pandemie und auch jetzt gibt es industrieübergreifend massive Lieferschwierigkeiten für Teile jeglicher Art. Wir haben zeitweise ein Elektroteil, das wir für die Drehung der Töpfe des Roboters benötigen, nicht bekommen können, dadurch hat sich der Bau des Roboters enorm verzögert. Was insofern kein Problem war, weil uns hier unsere zweite Herausforderung in die Karten gespielt hat: Es war extrem schwierig, auch nur irgend eine Immobilie zu finden.  Viele Gastronomieketten waren trotz Pandemie auf Expansionskurs in den 1A-Lagen und andere Gastronomen haben aufgrund der Hilfen ihre Objekte auch gehalten. Deshalb hat sich die eigentliche Eröffnung, die für den Sommer 2021 geplant war, auch auf den Sommer 2022 verschoben. Am Ende war es genau so richtig für uns.

Wie funktioniert die Schnittstelle Roboter-Mensch bei euch? Wie habt ihr das operationalisiert bzw. standardisiert? Das ist ja eine recht neue Art von Küche-Pass-Schnittstelle. 

Die Schulung am Roboter kann innerhalb eines Tages erfolgen, er ist extrem leicht zu bedienen. In der Küche arbeitet ganztägig eine Person, die sowohl für die Vorbereitung der Toppings als auch für die Wartung des Roboters zuständig ist. Sie füllt ihn beispielsweise auch mit Ware auf, sollte diese im Laufe des Betriebs zur Neige gehen. Lieferdienste haben wir direkt in den Roboter eingebunden. Es gibt deshalb am Ende des Tages auch keine Endabrechnung, wir sind bargeldlos und alle Zahlungen sowie Bestellungen fließen durch das System direkt in den Roboter. Die Mitarbeiter – ein bis zwei –, die für die Gäste zuständig sind, erhalten an einem separaten Terminal die Info, wie die Bowls zu belegen sind und ob diese zum Abholen, Liefern oder Genießen vor Ort sind.

Verkauft ihr mit eurer Software-Firma Qwellcode das System auch an Dritte und was kostet es? 

Wir sind zur Zeit dabei ein separates Vertriebssystem mit Partnern umzusetzen. Wir können uns den Einsatz der Maschine in Kantinen, Schulen und hochfrequentierten Orten gut vorstellen. Unser Hauptfokus liegt aber in der Expansion der Marke yaya, das heißt Maschine plus Franchisekonzept, Interior Design, Software, Hardware etc. Die Franchisegebühr liegt um die 7,5%. Einen Store zu eröffnen kostet rund 400.000 Euro, der Roboter kann ab 3.500 Euro monatlich geleased werden.

Bietet ihr dazu auch Beratungsleistungen an, z.B. fürs Onboarding eines solchen Systems in ein bestehendes Konzept? 

Sollte jemand an dem Franchise interessiert sein – wir haben zurzeit acht Anfragen, zwei aktive –, gehört hierzu natürlich ein komplettes Schulungskonzept. Das besteht zur Zeit aus einer einmonatigen Einarbeitung der Mitarbeiter vor Ort in Münster und der Unterstützung unseres Operations-Managers: Einrichtung Maschine, Betreuung zwei Wochen vor und einen Monat nach Eröffnung. 

Ihr kommt mit der GOP Entertainment Group aus einem sehr serviceorientierten Bereich – mit Shows, Varieté, Erlebnissen … denkt ihr auch dort über Automatisierungsprozesse nach?

Es ist natürlich ein völlig anderes Produkt, wo die intensive Serviceleistung teilweise auch einen Teil dessen darstellt. Aber dennoch schauen wir, wie wir durch Digitalisierung zum Beispiel in unseren Theatersälen, in denen man auch speisen und trinken kann, den Output erhöhen und die Personalkosten senken können.

Ihr wart eines der sechs Konzepte, die es ins „Finale“ des diesjährigen Leaders Club Awards geschafft haben. Dort habt ihr berichtet, dass ihr dank der Foodroboter umso mehr Zeit für persönlichen Service habt. Wie nutzt ihr diese Zeit, und was läuft dadurch in euren Operations anders? 

Haben wir zwei Mitarbeiter im Gastbereich, so ist meistens Zeit für einen Mitarbeiter, die Gäste am Terminal zu beraten, das Konzept zu erklären und auf jegliche Fragen rund um das Essen und Konzept einzugehen. Die Mitarbeiter müssen sich weder um Abrechnung noch Service im Restaurant kümmern und haben so mehr Zeit für Gespräche.

Zum Schluss: Wie geht es bei euch weiter? Entwickelt ihr schon die nächste Roboter-Generation? 

Gerade binden wir die Lieferdienste ein, sodass wirklich jede Bestellung digital bei uns ankommt. Wir entwickeln ein KI-basiertes System zur Warenplanung und ein weiteres zur Optimierung der Anzeige der Toppings. Weiterhin haben wir einen Prototypen gebaut, den wir nächstes Jahr ausrollen wollen: Ein KI-gestützter Avatar, der durch Sprache die Gäste durch den Bestellprozess leitet. Der Gast muss also nichts „tippen“ bis auf den letztendlichen Bezahlprozess per Paypal oder Karte. Der „yaya-bot“ 2.0 wird auch bereits entwickelt, er bietet die gleiche Produktpalette an, ist allerdings kleiner, passt also auch in einer größere Anzahl an Locations und ist etwas günstiger.

Vielen Dank für das Gespräch, Dennis.

Mehr Informationen:
www.yaya-bowls.de

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