„Pop-up-Projekte sind immer ein Stück Marketing mit geringen Profitchancen“ – Dustin Render, Emi Wynehouse Bar, Berlin

von Jan-Peter Wulf
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Fotos: Emi Wynehouse

Dustin Render betreibt seit fast vier Jahren auf der Berliner Torstraße die Bar „Sharlie Cheen“ – und seit ein paar Wochen zusätzlich das „Emi Wynehouse“ ein paar Laufmeter entfernt. Ein Pop-up an begehrter Stelle. Wie es dazu kam, hat uns Dustin bei einem Drink erklärt.

Dustin, wie seid ihr an die Fläche gekommen?

Nach nun schon fast vier Jahren im Sharlie Cheen haben wir einfach gemerkt, dass wir grundsätzlich noch Kapazitäten für weitere Projekte haben. Wir haben immer wieder gesucht und haben uns auch Flächen angeschaut, aber es gab immer irgendwelche Probleme. Manchmal war es der Vermieter, der uns nicht mochte, manchmal war es zu viel Abstand vom Vorbetreiber und manchmal waren die Flächen einfach ungeeignet. Hier in der Torstraße 68 war vorher die kleine Weinbar „Brut“, die eine der ersten auf der Straße war.

Warum gibt es die eigentlich nicht mehr?

Die Vorbetreiberin wollte aus privaten Gründen einfach nicht mehr weiter machen. Sie hatte aber noch einen Mietvertrag bis Ende August 2020, so dass wir uns mit ihr auf eine Nutzung als Pop-up geeinigt haben.

Und das Emi Wynehouse läuft definitiv nur ein Jahr?

Wir würden natürlich gerne nach dem Jahr weitermachen, weil wir durch das Sharlie Cheen und einem dritten geplanten Projekt in der Torstraße natürlich diverse Vorteile auf der Ecke haben. Wir hoffen, dass wir mit dem Vermieter eventuell eine Einigung für eine längere Nutzung finden und aus der Pop-up-Bar eine feste Institution auf der Torstraße machen können.

Was ist hier in der Bar geplant? Man sieht viel leuchtende Kunst an der Wand, das kennt man bereits vom Sharlie Cheen.

Die Bar ist derzeit mit einer Dauerausstellung der Klebebande Berlin gestaltet. Dadurch, dass wir auch im Sharlie Cheen mit den Jungs sehr gut gearbeitet haben, konnten wir hier schnell etwas Gemeinsames finden und ein paar sehr coole Teile ausstellen. Wir planen nach jeweils vier Monaten den Wechsel mit anderen Künstlern, um den Laden in der kurzen Zeit noch zwei Mal umzugestalten. Die nächste Ausstellung wird mit einem bekannten Fotografen sein.

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Wir trinken gerade einen leckeren „Woodruff Ryder“ mit Likör aus Waldmeister von deinem eigenen Balkon, Matcha und „Hellfire Bitters“. Sag doch bitte was zum Getränkekonzept.

Wir sind ja grundsätzlich immer im Highball-Bereich unterwegs. Durch unsere kleine Produktionsküche im Sharlie Cheen können wir auch im Emi Wynehouse eine kleine Karte mit eignen Highballs anbieten. Sirupe kochen wir selbst, Liköre setzen wir selbst an, Spirituosen bekommen eine Infusion. Der Gast soll einen einfachen Highball bekommen mit ausgeglichenen Aromen. Easy Drinking, aber fernab von Moscow Mule und Cuba Libre.

Pop-ups sind ja sexy wegen ihrer zeitlichen Beschränkung. Aber für den Gastgeber muss es ja auch wirtschaftlich sein. Welche Tipps hast du für Kollegen, die auch eine Pop-up-Bar eröffnen wollen?

Grundsätzlich haben wir einen kleinen Vorteil gehabt, da wir durch diverse frühere Projekte und eine sehr gute Vernetzung im Getränkeindustriebereich sehr viel Unterstützung erhalten haben und auch am Ende viel Material noch selbst gelagert hatten. Das macht den finanziellen Aufwand etwas einfacher.

Man muss sich aber grundsätzlich bewusst sein, dass Pop-Up-Projekte immer ein Stück Marketing mit geringen Profitchancen sind. Dadurch dass wir in unserem Fall die Anschaffungen für andere Projekte auch nach einem Jahr quasi recyceln können, haben wir hier weniger Druck. Aber es muss einem vorab schon bewusst sein, dass das angeschaffte Material entweder wieder veräußert oder verwendet werden muss.

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Betreibt ab Oktober 2019 drei Gastronomien auf der Torstraße in Berlin: Dustin Render. Foto: Christopher Schmidt

Wie sieht es mit Improvisation bzw. Provisorien aus, gibt es hier etwas, bei dem ihr eine unkonventionelle Lösung gefunden habt?

Generell haben wir auch im Sharlie Cheen mit der Zeit immer wieder gemerkt, dass man vieles improvisieren bzw. um nützen kann. Wir haben im Emi Wynehouse beispielsweise keine einzige leere Glasflasche eingekauft. Die Säfte und Sirupe werden in leeren Gin- und Wodkaflaschen gelagert, die Cocktailbitters in leeren Bitterlimonaden-Fläschchen. Die Tapwater-Flaschen auf den Tischen sind leere Spirituosenflaschen, genau wie im Sharlie Cheen. Das ist jetzt kein Riesending, aber zumindest ein wenig Recycling.

Du hast vorhin ein drittes, neues Projekt erwähnt. Was wird das sein?

Erst kürzlich haben wir eine Gastronomiefläche im alten königlichen Pfandleihhaus in der Torstraße 164 übernommen. Hier arbeiten wir gerade parallel an einem weiteren Barkonzept, was sich allerdings etwas vom Sharlie Cheen abgrenzen soll. Die Fläche hat einen wunderschönen Innenhof mit Terrasse und soll Anfang Oktober pünktlich zur Bar Convent Berlin eröffnen. Mehr wird noch nicht verraten.

Vielen Dank, Dustin. 

Emi Wynehouse Pop-Up Bar
Torstraße 68
10119 Berlin 

 

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