Ist der Hotdog der neue Hamburger?

von Jan-Peter Wulf

So, wie sich vor einigen Jahren Hamburgerkonzepte anschickten, ihren Gästen einen „better burger“ zu servieren, tauchen nun immer häufiger „hotter dogs“-Läden in den deutschen Metropolen auf. Vor allem in den USA, logisch, wird der Snack-Klassiker schon seit Längerem neu erfunden, mit besonderen Zutaten gespickt, qualitativ (und preislich) upgegradet. In Berlin gibt es heuer eine Handvoll Läden, die diesem Trend nacheifern. 

Vier davon haben wir uns in Berlin angeschaut. Dazu gibt es eine Einschätzung: Versprechen solche Premium-Hotdog-Konzepte generell gastronomischen Erfolg?

1. Hot Doggern

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Medienwurst: Der „Mit Vergnügen Dog“

Im Frühjahr 2017 eröffnete dieses kleine Hotdog-Restaurant auf der Ausgehmeile Sonntagsstraße. Eigentlich war es als Burgerladen geplant gewesen, aber ein Abluftproblem hatte dem Team um Ilan Dendze-Pletman einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus runden wurden längliche Buns, aus Pattys wurden Würste.

Das ursprünglich angedachte nachhaltige Konzept konnte man aber beibehalten: Die Wurst ist aus Fleisch von Tieren aus Freilandhaltung, die Buns werden nach eigenem Rezept gebacken, die Pommes werden aus frischen Biokartoffeln hergestellt, der Ketchup aus Biotomaten. Wir empfehlen den „Mit Vergnügen Dog“ mit hausgemachtem Chutney und Kirschsirup, gerösteten Cashews und eingelegten Zwiebeln oder den „Coleslaw Dog“ mit hausgemachtem Krautsalat – Letzteren kann man sich auch separat dazu bestellen.

2. The Big Dog

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Bar raus, Hotdog-Spot rein: The Big Dog am Potsdamer Platz

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Aus der Cocktailbar „Catwalk“ hat man beim Marriott am Potsdamer Platz ein modernes Hotdog-Restaurant gemacht. Dieses sollte man allein wegen seines Interiourdesigns mal besucht haben, denn das ist ziemlich funky: Magenta, Gelb, Weinrot und Schwarz bilden eine spannende Farbkombination, es gibt viele kleine Details zu entdecken, von Wursthund-Shirts über Stromanschlüsse für Smartphone-Flaneure bis zu Stühlen für Kleinkinder, die deutlich formschöner und stabiler sind als das in den meisten Restaurants verwendete Weißplastik-Standardexemplar des schwedischen Möbelhauses, welches zugleich größter Hotdogverkäufer Deutschlands ist.

Die Big Dogs lassen diese in jeder Hinsicht hinter sich: Die Portionen sind üppig und kreativ, z.B. gibt es einen „Rowdy Redneck“ mit Brioche, Bier-BBQ-Sauce und Cheddar-Crisp oder der „Hanswurst“ mit Sauerkraut, Obazda und Bacon, auch die Pommes-Kreationen sollte man testen, zum Beispiel mit Erdnuss-Sauce und Wasabi. Diverse Craft-Beer-Sorten vom Fass und aus der Flasche, Schwerpunkt IPA, gibt es hier auch sowie ein kleine Longdrinkauswahl. 

3. The Dawg

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Foto: White Kitchen

Das Bikini Berlin hat snacktechnisch massiv aufgerüstet und mit dem Kantini einen imposanten Streetfoodcourt an den Start gebracht. Und eine Etage darüber gibt es jetzt auch in der Concept-Shoppingmall einen Ort für Hotdogkultur: Björn Swanson, Küchenchef im Stern-Restaurant Golvet, ist nämlich großer Hotdog-Fan und hat hier seinen Snacktraum verwirklicht.

Den US-Klassiker gibt es hier in Premium-Ausführungen à la „Porkinator Dawg“ mit Chilibrot, Kümmel und Coleslaw oder „French Bull Dawg“ mit Merguez auf Birne und Gorgonzola. Extravagant und echt lecker ist der „Octopussy Dawg“ mit Pulpo, Fenchelsalat und Chipotle. Wer es geerdeter bevorzugt: Die klassische Ausführung mit Sesambrot, Gewürzgurke und gerösteten Zwiebel fehlt nicht. Craft-Bier, Wein und ausgewählte Spirituosen gibt es hier ebenso wie guten Kaffee – und wer nach üppigem Hotdog-Mahl und Koffeinschub Tatendrang verspürt: Gleich nebenan gibt es Rennauto- und Flugsimulatoren der neuesten Generation, man teilt sich die Fläche mit mydays. 

4. Oishii 

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Der „Japan’s Darling“ im Oishii Berlin

„Oishii“ ist das wundervoll enthusiastische japanische Wort für lecker. Der Imbiss, der diesen Namen trägt, befindet sich auf der Schönhauser Allee und ist nach eigenem Bekunden der erste japanische Hotdogladen in Europa, zumindest aber in Berlin.

Was japanische Hotdogs in Abgrenzung zu nichtjapanischen/westlichen Hotdogs auszeichnet, hat hier jemand sehr schön beschrieben. Es geht natürlich um die Verwendung japanischer Zutaten wie Teriyakisauce oder Algen und, wie fast immer bei japanischen Foodprodukten, um eine besonders hochwertige Zubereitung und Finesse. Im Prenzlauer Berg kommen die Hotdogs mit Teriyaki, Shiso, Seetangflocken oder mit Tempura-Garnelen (sehr gut) statt Würstchen daher, soll es doch Fleisch sein, dann wählt man besser Rind als Geflügel. Persönlicher Favorit ist der „Japan’s Darling mit Kroketten. 

Soviel zu den Tipps. Nun zur Frage:

Hat der Hotdog das Potenzial, der neue Hamburger zu werden? 

Hier sieht das Stimmungsbild sehr gemischt aus: „Hotdogs sind längst nicht so etabliert wie Burger, es gibt nur wenige Läden in Berlin“, so Ilan Dendze-Pletman in einem Hotdog-Special, das ich für FIZZZ geschrieben habe. Nach Ende des ersten Betriebsjahres sei man aber recht zufrieden, wie es läuft.

Das klingt bei Sam Kamran aus dem kaufkraftstarken Frankfurt schon ganz anders: Der Frankfurter Gastronom, Kopf der „Always Hungry Group“ („Mantis Roofgarden“, „Pizzeria Montana“, „Café Hauptwache“, „Fletcher’s“), hat sein Hotdog- und Shake-Restaurant „Doggystyle“ nach nur kurzer Zeit in ein weiteres Outlet seines etablierten Burgerkonzepts „Fletcher’s“ umgeändert. „Anscheinend erwarten die Leute immer noch einen niedrigen Preis, wenn sie einen Hotdog wollen. Schon fünf oder sechs Euro sind inakzeptabel“, so seine Analyse. Und weiter: „Wir hatten einen guten Standort, wir hatten ein gutes Produkt, alle haben gesagt: Wir finden es gut. Nur wiedergekommen sind sie nicht.“

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Hotdogs und Shakes gibt es bei Hook Dogs in Hamburg

Und auch das in Essen/Ruhr beheimatete Pan – Heftig Deftig, das ebenfalls in der FIZZZ-Story vorgestellt wurde, hat seine Rollläden (vorerst) runtergelassen, Betriebsferien werden dafür offiziell angegeben. Das Bourbon Dogs von Max Paarlberg, längst wieder geschlossen, mag – neben seiner nach Bekunden des Gründers zu maskulinen Ausrichtung am Ende einfach zu früh dran gewesen sein.

Deutlich besser sieht es bei Hookdogs in Hamburg aus: Das zweite Konzept der Burgerkette Peter Pane hat kürzlich ein zweites Outlet eröffnet.  

Fazit

Von einem Hype, wie wir ihn beim Burger erlebt haben, ist der Hotdog noch weit entfernt – die vorgestellten Konzepte leisten hier durchaus Pionierarbeit mit aufwendigen Kreationen und hoher Produktqualität jenseits von Wurst, Weißbrot, zwei Gürkchen und Röstzwiebel, die der Kunde sich mit Remoulade vollpumpt. Doch das eigentlich schöne Resultat ist eben auch die Herausforderung: Meist wird ein Hotdog als Zwischendurch-Snack und nicht als volle Mahlzeit angesehen, zumal im Lande der Curry- und Bratwurst. Entsprechend ist ein höherer Preis – wenngleich für ein Produkt mit viel mehr Volumen und Qualität – etwas, dass erst einmal verstanden und akzeptiert werden will. So, wie es einst beim Burger der Fall war. 

Andererseits braucht ein Hotdogladen vieles von dem nicht, was ein Burgerkonzept braucht, zum Bespiel Bratflächen und entsprechende Abluft. Ein Hotdog ist in der Regel einfacher darzustellen und, letzter Gedanke, daher auch als herzhafter Snack in der getränkelastigen Gastronomie durchaus interessant. Ein Beispiel dafür liefert die Nürnberger Boeheim Bar, die auf hausgemachte Hotdogs zum hausgebrauten Craft Beer setzt. 

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