Mit Kochboxen durch die Krise: Barkin‘ Kitchen liefert Zutaten für Zuhause

von Jan-Peter Wulf
barkin kitchen 690x460 - interviews-portraits, management, konzepte, food-nomyblog Mit Kochboxen durch die Krise: Barkin' Kitchen liefert Zutaten für Zuhause

Frederik Jagla und Antonio Rilling von der Barkin‘ Kitchen

Not macht erfinderisch, und in der Berlin-Kreuzberger Barkin‘ Kitchen ist man schon immer kreativ: Diverse Events, Roadshows und Pop-ups unter kulinarischer Flagge haben Antonio Rilling und Frederik Jagla schon auf die Beine gestellt, mittlerweile haben sie ein zweites Restaurant. Solange sie keine Gäste empfangen dürfen, bieten sie nun Gerichte zum Selberkochen an – und wahrscheinlich auch nach Corona. Wir sprachen mit Geschäftsführer Antonio Rilling. 

Antonio, wie geht es Barkin‘ Kitchen zurzeit, wie meistert ihr die Situation mental und wirtschaftlich?
Wir mussten wie fast alle unsere Läden schließen. Direkt nach der Schließung um den 14. März herum, gab es dann natürlich jeden Menge zu tun: Sich in die Thematik einlesen, was Kurzarbeit und Soforthilfe betrifft. Außerdem natürlich die Mitarbeiter informieren und individuelle Lösungen finden. Auf diesen ersten Schock folgten dann ein paar Tage der Zwangsentschleunigung, nenne ich es mal. Gerade in der Gastronomie herrscht Dauerstress. Ich glaube, dass sich einige Kollegen inklusive mir über ein paar unerwartete freie Tage gefreut hatten. Teilweise waren diese auch nötig. Allerdings beginnt dann auch schnell wieder der Schaffensdrang, vor allem weil einfach keiner weiß, wie lange die Schließung noch anhält und die Soforthilfen nicht für  einen langen Zeitraum helfen. Wir haben daher die Barkin’Kitchen-Kochboxen konzipiert, die wir über unseren neuen Onlineshop vertreiben.

 

kochbox - interviews-portraits, management, konzepte, food-nomyblog Mit Kochboxen durch die Krise: Barkin' Kitchen liefert Zutaten für Zuhause

Fotos: Barkin’Kitchen

Die Kochboxen erinnern mich vom Konzept her an die Kochhaus-Rezepte, nur eben fertig zur Abholung oder geliefert. Was ist die Idee dahinter? 
Die Leute haben in Krisenzeiten nicht immer das Geld, sich Essen von teuren Restaurants zu bestellen. Gleichzeitig haben sie Zeit, die sie nutzen können, ihre Koch-Skills zu verbessern und damit gestärkt aus der Krise gehen. Ich lerne zum Beispiel gerade Cello, warum also sich nicht einfach während der Krise mit Kochen beschäftigen? Wir liefern die Rohprodukte für ein ausgewähltes Gericht, zum Beispiel Safran-Risotto mit Pilzen und die passende Kochanleitung dazu. Der Kunde kann dann aussuchen, für wie viele Personen er bestellen möchte, und spart sich den Weg zum Supermarkt. Außerdem bekommt man genau die Menge, die man braucht und muss nicht, nur weil man für zwei Personen kochen will, gleich eine ganze Zwei-Gramm-Packung Safran kaufen. Preislich ist ein Gericht zwischen dem Restaurantpreis und dem Preis fürs selber Einkaufen angesiedelt.
Ihr wollt hier auch mit anderen Köchen bzw. Gastronomien kooperieren?
Richtig. Wir sind im Gespräch mit Köchen aus Berlin. Idee ist, dass diese ihre Lieblingsgerichte als Box über unseren Shop anbieten. Maximilian Kindel aus dem Facil ist ein guter Freund, wir haben bereits über eine Kooperation gesprochen. Erstmal müssen wir aber das Konzept perfektionieren.
 
Wollt ihr den Shop dauerhaft nutzen, kommen da noch mehr Produkte hinzu?

Wir haben zu Beginn der Krise alle unsere frischen Sachen wie zum Beispiel Gemüse haltbar gemacht. Durch Einwecken oder als Pickles mit Essig und Zucker haltbar gemacht. Diese „Feinkost-Konserven“ könnt ihr auch im Online-Shop kaufen. Außerdem gibt es unser Brot und nach uns nach auch besonderes Olivenöl und leckere Weine. Ich würde den Shop gerne nach der Krise weiter nutzen. 

 

Über die Krise müssen wir natürlich auch sprechen. Und da fiel mir ein: Ihr habt ja kürzlich schon mal eine Kochpause einlegen müssen, weil es Anwohnerprobleme gab, wenn ich mich richtig erinnere, die ihr aber lösen konntet. Jetzt wieder kein Gastbetrieb. Hilft euch die vorherige Pause für die aktuelle –in dem Sinne, dass ihr jetzt wisst, wie man eine Überbrückung hinbekommt? Oder macht es das Ganze noch schwieriger?
Ja, uns wurden leider verschiedene Ämter auf den Hals gehetzt. Alle waren so weit happy mit uns, nur das Umweltamt hatte einen Einwand. Wir mussten unsere Lüftungsanlage komplett umbauen und waren daher von Anfang Mai bis Ende Juni 2019 geschlossen. Dies war durchaus eine bewegte Zeit, da wir statt Einnahmen hohe Ausgaben hatten. Hinzu kam, dass wir unser Gründungsteam aufgelöst haben, was uns sowohl Geld als auch Nerven gekostet hat. Letzten Endes sind wir zwar finanziell schwächer, dafür aber mental stärker aus der Situation heraus gegangen. Das Gleiche erhoffen wir uns nun auch für die Zeit nach der Corona-Krise. Wir haben übrigens immer auf große Kredite von Banken verzichtet, sondern wir haben alles organisch wachsen lassen. Das nimmt in Krisenzeiten natürlich etwas Druck.
 
Was habt ihr in Sachen Personal gemacht? Ihr habt ja auch einen Auszubildenden. 
Wir haben unser Kernteam auf Kurzarbeit gesetzt. Leider mussten wir einigen Mitarbeitern betriebsbedingt kündigen. Vor allem für die Angestellten, die nicht in Vollzeit arbeiten, lohnt es kaum, Kurzarbeit zu beantragen. Etwas schade ist natürlich, dass unser Azubi nun kurz vor der Prüfung ist und eine echte Hilfe wäre, nach dem wir ihm die letzten Jahre alles beigebracht haben. Wie es mit seiner Prüfung weiter geht, ist auch noch nicht ganz klar. Er ist aber nach wie vor bei uns, wird regulär bezahlt und hilft kräftig mit, um unser neues Liefersystem zu organisieren.
 
Ihr habt seit 2019 einen zweiten Laden im C/O Berlin. Wie unterstützt das Ausstellungshaus euch aktuell?

Der Laden war sozusagen die Belohnung für unsere Krise 2019. Wir sind sehr glücklich, die Gastronomie von C/O Berlin betreiben zu dürfen. Vor allem, weil es sich wirklich wie ein Familienbetrieb anfühlt, trotz der Größe. C/O Berlin hat uns die Miete erlassen,  was für uns eine enorme Hilfe ist. Je nach Länge der Schließung kann dieser Mieterlass mitentscheidend für unser Überleben sein. Dass es auch anders geht, erfahren wir gerade in unserem Restaurant in Kreuzberg. Allerdings bringt der Betrieb einer Museumsgastronomie – im Falle von C/O Berlin handelt es sich um ein Ausstellungshaus – auch Besonderheiten mit sich: Wir sind natürlich stark von den Ausstellungsbesuchen abhängig. Sollte also nun die Lockerung eintreffen, von der manche gerade sprechen, müssten wir schauen, wie es sich verhält. Schließlich wären wir dann nicht mehr offiziell von der Zwangsschließung betroffen, was ja Auswirkungen auf die Soforthilfen hat. Gleichzeitig würden die Ausstellungsbesucher ausbleiben, solange das Haus geschlossen ist. Daher macht es für uns erst einmal auch nur Sinn zu öffnen, wenn die Ausstellungen auch weiter gehen.

algenpopup3 - interviews-portraits, management, konzepte, food-nomyblog Mit Kochboxen durch die Krise: Barkin' Kitchen liefert Zutaten für Zuhause

algenpopup1 - interviews-portraits, management, konzepte, food-nomyblog Mit Kochboxen durch die Krise: Barkin' Kitchen liefert Zutaten für Zuhause

algenpopup2 - interviews-portraits, management, konzepte, food-nomyblog Mit Kochboxen durch die Krise: Barkin' Kitchen liefert Zutaten für Zuhause

Fotos: Barkin’Kitchen

Caterings sind auch ein wichtiges Standbein für euch und viele andere Gastronomiebetriebe. Zuletzt habt ihr ein Foodkonzept mit Algen gemacht. Worum ging es da, und wenn du in die Zukunft schaust, wie wird sich der Catering- und Eventbereich entwickeln, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Erfahrung? 

Die Algenidee entstand in Zusammenarbeit mit Light Art Space, die eine große multimediale Ausstellung im Kraftwerk in der Köpenicker Straße organisiert haben. Hier haben wir das begleitende Pop-up-Restaurant betrieben. Die Ausstellung hat einen Blick in die Zukunft geworfen, das Gleiche wollten wir auf kulinarische Weise tun. Alternativ hätten wir auch Insekten anbieten können, das Thema Alge finden wir aber spannender. Es funktioniert auf Grund der Reichhaltigkeit an Vitaminen, zum Beispiel B12, sehr gut als Alternative zu Fleisch. Ich kann mir schon vorstellen, dass das Thema Gesundheit, Vitamine und Superfoods durch Corona zunehmend wichtiger werden wird. Dazu gehört das Thema Alge mit Sicherheit auch. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass man nun etwas sensibilisiert ist für den Krisenmoment. Vorher hätte ich mir so etwas nie vorstellen können.

Ich denke, dass wir nun generell etwas vorsichtiger durchs (Veranstaltungs-) Leben gehen. Uns also mehr absichern, uns noch intensiver mit Verträgen und Versicherungen auseinandersetzen. Beispielsweise haben wir kurz vor Krisenbeginn noch den Japan-Pavillon auf der BioFach in Nürnberg organisiert. Ehrlicherweise war mir nicht klar, was ein Ausfall eines so großen Projekts durch Corona für uns bedeutet hätte. Hier kann man in Zukunft sicher noch etwas bessere Vorkehrungen treffen. 
 
Vielen Dank, Antonio, und alles Gute. 

Hier geht’s zum Barkin’Kitchen-Shop.

Weiterlesen:

2 Kommentare

Fey, Carmen 17. April 2020 - 12:22

Das mit den Kochboxen ist eine sehr gute Sache, welche ich in der vergangenen Woche auch schon genutzt habe. Ich war total begeistert und das zubereiten hat viel Spaß gemacht. Danke macht weiter so

Antwort
City Immobilienmakler 17. April 2020 - 08:31

Eine super Idee der Barking Kitchen, sowas sollten viel mehr Restaurants machen.

Viele Grüße
Winni

Antwort

KOMMENTIEREN

* Durch die Verwendung dieses Formulars stimmen Sie der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website zu.